laut.de-Kritik
Dancehall und R'n'B mit einigen Clubhits.
Review von Benjamin FuchsMan kann sich glücklich schätzen, wenn in Deutschland ein Dancehall-Album offiziell veröffentlicht wird. Natürlich ist dabei Pünktlichkeit reine Glückssache. Im Fall von Mr. Vegas' (noch) aktuellem Album "Pull Up" liegt die Veröffentlichung in Jamaika mittlerweile mehr als ein Jahr zurück, das vierte Album steht inzwischen auf der Abschussrampe, eine Single ist bereits abgefeuert.
Doch zurück zum vorliegenden Werk. Allerlei Stilvielfalt tummelt sich auf dem dritten Mr. Vegas-Longplayer. Indische Sounds klingen ebenso durch, wie seltsame Synthies, die wie direkt aus den 80ern gebeamt klingen. Interessant, aber irgendwie befremdlich. Dazu kommen allerlei Elektroeinflüsse.
Mr. Vegas hat sich Gesangspartner an Bord geholt. Wayne Anthony und Barrington Levy zum Beispiel. Ersterer kommt direkt im Opener "Pull Up" singender Weise an die Reihe. Guter Riddim, der in letzter Zeit öfter mal bemüht wurde, bei Vegas passt aber einfach alles. Hinter dem Damenchor plinkt und bimmelt es unerlässlich, bunte Elektrobits regnen im Hintergrund herunter. Die in letzter Zeit unerlässlichen Handclaps dürfen nicht fehlen. Diese Mischung bewegt den Arsch.
Handclaps, die zweite folgt auf dem Fuß. Der Single-Hit "Tamale" macht ordentlich Feuer. "Just the way how she move her body/ You can tell that she's a Tamale" Welche Bewegung qualifiziert eine Frau zu Maismehlgebäck aus dem Bananenblatt? Rätselhafte Bildersprache.
"Under Mi Sensi" wartet mit einer fetten Überraschung auf. Wer würde erwarten, auf einer Mr. Vegas-Platte an 2raumwohnung erinnert zu werden! Tatsächlich ähneln die Synthies denen von "Sex Secrets". Interesting. Der Trend zum Elektronischen ist bei "Pull Up" nicht zu verleugnen. Ab der Mitte des Albums folgt eine ausgedehnte R'n'B-Phase. Langsame, gewöhnliche Beats, entspannte Langeweile inklusive Schmachten und Liebeskummer. Das meiste geht rein wie Butter und genauso wieder raus. Für die Lounge aber durchaus geeignet.
"Pull Up" ist eine durchwachsene Ansammlung von Dancehall- und R'n'B-Tracks mit einigen Clubhits. Als Album will es aber insgesamt nicht so richtig funktionieren.
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