laut.de-Biographie
My Morning Jacket
"Ältere Musik hat einen starken Einfluss auf das, was wir als Band tun", erklärt Jim James in einem Interview: "Nichts, was heutzutage produziert wird, kann ihr das Wasser reichen. Sie ist so mächtig, so erstaunlich."
Mit der "Band" sind My Morning Jacket gemeint, eine Gruppe aus Louisville, Kentucky, die neben Frontman und Liederautor James aus dem Gitarristen Johnny Quaid, dem Schlagzeuger J. Glenn, dem Keyboarder Danny Cash und dem Bassisten 'Two-Tone' Tommy besteht.
Allesamt Anfang 20, geben sie 1999 mit "The Tenessee Fire" ihr diskographisches Debut. Stark an dem Wall Of Sound-Klang Phil Spectors orientiert, präsentieren sie poetisch anmutenden Texte mit einer musikalischen Mischung aus Neil Young, Led Zeppelin, The Band, Jeff Buckley, Van Morrison und der "Muppet Show" (James).
Die Veröffentlichung erfolgt auf einem kleinen Independent-Label aus San Francisco und findet in den USA kaum Anklang.
Um so erstaunter ist die Band, als sie für eine Reihe von Konzerten im Amsterdamer Club Paradiso gebucht werden.
"Louisville ist ein hartes Pflaster," meint James dazu, "wir haben Glück gehabt, dass uns jemand außerhalb unserer Heimatstadt wahrgenommen hat. In Holland sind wir bekannt, die Leute kommen zu unseren Shows, kennen unsere Lieder, wissen, was wir tun. Es ist unglaublich, etwas, wovon jeder Musiker träumt. Es ist noch nicht wie bei den Rolling Stones, aber so langsam ..."
Im Juli 2001 erscheint mit "At Dawn" das zweite Album der Band. Zwar bleibt der große Erfolg noch aus, dafür sichern sie sich einen Majorvertrag, der James seinem Ziel näher bringt.
Schon vor der Veröffentlichung dieses Albums ist der Drummer J. Glenn ausgestiegen. Im Mai 2002 übernimmt Chris Guetig das Sclagzeug, wird aber noch im selben Jahr von James' Jugendfreund Patrick Hallahan ersetzt.
"It Still Moves" (2003) macht sie nicht nur in den USA, sondern auch europaweit bekannt. Nach zahlreichen positiven Kritiken geben sie im November 2003 Konzerte in den Niederlanden, Belgien, Deutschland, Schweden und England. 2004 verlassen der Gitarrist Quaid und der Keyboarder Cash die Band, die entstehenden Lücken im Line-Up werden von Carl Broemel und Bo Koster gefüllt.
Mit ihrem vierten Album "Z" (Oktober 2005) versuchen sich My Morning Jacket auch mal an einigen Balladen, bleiben aber dem countrylastigen Rock treu und garnieren ihn mit Soul- und Reggae-Elementen. 2006 bringt die Kombo ihre erste Live-Aufnahme "Okonokos" auf den Markt, die My Morning Jacket als vor Kreativität und Energie strotzende Band vorstellt.
2008 präsentieren sie sich auf ihrem fünften Studioalbum "Evil Urges" vielseitiger denn je, der gitarrenlastige Rock rückt etwas in den Hintergrund, Soul-, Funk- und Country-Anleihen prägen die Songs. Thematisch setzt sich die Band mit diversen moralischen Verwirrungen auseinander, die sich in den ekletizistischen Soundlandschaften widerspiegeln.
2009 macht sich James mit den befreundeten Musikern Conor Oberst, Mike Mogis (Bright Eyes) und M. Ward daran, eine Platte einzuspielen. Monsters Of Folk nennt sich diese Supergroup, in der die Mitglieder als gleichberechtigte Songschreiber agieren.
Mit ihrem sechsten Studioalbum "Circuital" (2011) verabschieden sich My Morning Jacket von der überbordenden Experimentierfreudigkeit der Vorgängeralben und garnieren ihren Alternative Rock behutsam mit Americana-, Pop- und Psychedlia-Anleihen.
2015 legen die Amerikaner mit "The Waterfall" ihr siebentes, stark von der kalifornischen Aufnahmeumgebung inspiriertes, Studioalbum vor. Kritik und Publikum nehmen das Psych- und Alt-Country-lastige Album, das dank sonisch-flächiger Klangsprache tatsächlich wie eine Auseinandersetzung mit der Landschaft wirkt, wohlwollend auf. Nach einer Welttournee und Soloaufnahmen von Jim James veröffentlicht die Band 2020 "The Waterfall II", das weitere Takes derselben Aufnahmesession vereint.
"Wir versuchen immer, musikalisch neue Wege einzuschlagen" erläutert James und untermauert den Anspruch seiner Band, den Folkrock stets in ein zeitgemäßes, innovatives Gewand kleiden zu wollen. Der Anspruch und die Fähigkeiten sind da, aber mit mehr Mut käme vielleicht nicht "nur" konstant gute Musik, sondern eben der durch die von ihnen gewollte Fortentwicklung unabwendbare musikalische Bruch heraus.
Während der Veröffentlichung von "The Waterfall II" liegen My Morning Jacket nicht auf der faulen Haut, sondern nehmen gleich das nächste, nach der Band betitelte Album auf: "My Morning Jacket". Dabei verzichtet die Band bewusst auf Produzenten, Team und viel Tamtam und versucht, den Band-eigenen Sound ohne Störungen einzufangen.
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