laut.de-Kritik
Die Grenzen des Alternative Rock.
Review von Martin LeuteSchon seit Ende der neunziger Jahre lotet das amerikanische Quintett um den exaltierten Frontmann Jim James die Grenzen des Alternative Rock aus. Klassischer Rock, Country, Folk und eine Brise Soul fließen seitdem unablässig ein und bündeln sich mit unberechenbarer Instrumentierung sowie psychedelischen Anleihen zu einem spannend unkonventionellen Stilmix. Der mündete 2003 in der gefeierten Scheibe "It Still Moves".
Während der Fünfer mit den nachfolgenden Alben "Z" (2005) und "Evil Urges" (2008) den Eklektizismus auf die Spitze trieb und die Fans mit enervierender Experimentierfreudigkeit und überambitionierten Reggae-, Soul- und Freakfunk-Spielereien auf eine harte Probe stellte, legt er nun eine unerwartet heitere Zugänglichkeit an den Tag. Da liegt die Annahme nahe, dass James' Mitgliedschaft in der Supergroup Monsters Of Folk Spuren hinterließ.
Der sanfte psychedelische Schleier des Openers "Victory Dance" lichtet sich mit schlichter Synthielinie, auf die sich die warme Gesangsmelodie legt, ehe Schlagzeug und E-Gitarre die Dramaturgie zuspitzen und nur oberflächlich an der Harmonie kratzen. Bei aller Spielfreudigkeit und Dynamik bleibt es diese Klarheit, die heitere Melodik und James' unaufdringliche Vocals, die das gesamte Werk auszeichnen.
Mal gefallen My Morning Jacket mit sonnig ausstaffiertem Folkrock ("Circuital", "Outta My System"), flauschigen Gesangsharmonien ("The Day Is Coming"), mal beschränken sie sich gekonnt auf die gezupfte Akustische und Slidegitarre ("Wonderful"). Dann konterkarieren sie ihre Soul-Affinität mit harten Rhythmen und kindlich tönenden Backgroundgesängen ("Holdin On To Black Metal") oder überzeugen mit Westcoastpop-Feeling ("You Wanna Freak Out").
Auch die Entschleunigung des Rhythm'n'Blues ("Slow Slow Tune") gelingt. Der Song "Movin' Away" krönt die Platte schließlich mit schlichten Klavierakkorden, säuselnder Lapsteel und James' immer wieder betörender Stimme.
My Morning Jacket legen ihr bislang bestes Werk vor, dem es scheinbar gelingt, die psychedelische Atmosphäre der Beta Band mit dem musikalischen Naturalismus der Fleet Foxes, der Energie von Crosby, Stills & Nash und der verspielten Harmonieseligkeit der Beach Boys in Einklang zu bringen.
Wer die Jungs schon abgeschrieben hatte, muss sich nun belehren lassen: My Morning Jacket sind mit dieser Rückbesinnung auf ihr frühes Schaffen eindrucksvoll zurück in der Liga des anspruchsvollen und vielseitigen Folkrock mit Pop-Appeal!
6 Kommentare
ihr seid ja echt super: zitat in der kritik: "gefeierte scheibe: it still moves"; aber bei euch nur 2 von 5 punkten....
@yorke (« ihr seid ja echt super: zitat in der kritik: "gefeierte scheibe: it still moves"; aber bei euch nur 2 von 5 punkten.... »):
und? es handelt sich um einen anderen rezensenten. und ich denke mal, dass es bei laut erlaubt ist, wenn der gute Martin dem Giuliano widerspricht.
Dass man sowas aber auch immer wieder erklären muss...
Also ich sehe 4 Punkte
Ab und zu empfiehlt es sich, einen kurzen Bezug auf die Review des Kollegen zu nehmen. Immerhin ist die fremde Review meistens direkt verlinkt. Macht eh nur drei-vier Wörter mehr. Wirkt nur auf Dauer sehr unglaubwürdig, wenn man alle paar Rezensionen merken muss, wie sehr sich Kollegen vor ein paar Jahren geirrt haben.
Ist nunmal so: Zwei Jahre später kann man ein Album sehr viel besser einschätzen als wenn man es gerade mal eine Woche gelegentlich gehört hat.
@Der_Dude (« Dass man sowas aber auch immer wieder erklären muss... »):
ach komm. fehler sind menschlich.