laut.de-Kritik

Von einem musikalischen 'Masterplan' kann keine Rede sein.

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"Ich habe einen großen Plan, Baby, ich habe von Anfang an daran gearbeitet ... nur, weil es langsam begonnen hat, bedeutet es nicht, dass es kein Herz hat", verkündet Sänger Jim James in "Masterplan". Damit meint er wohl den Erfolg seiner Band aus Kentucky: Nicht nur einen Major-Vertrag inklusive entsprechender Promotion ergatterten sie für ihr drittes Album, sondern auch viel positives Echo von nahmhaften Quellen.

Alles in Butter, also? Nein, denn mit dem Übergang von kaum bekannt zu Mainstream hat sich auch ihre musikalische Richtung verändert. Aus dem schrägen Folk des Vorgängers "At Dawn" ist ein verzerrter Rock geworden, der an einen mit Beach Boys-Einflüssen angereicherten Neil Young erinnert. Lediglich die klimpernde Sologitarre und James' hohe nasale Stimme sind als Verbindungspunkte zur Vergangenheit geblieben.

Natürlich sind Neil Young und die Beach Boys nicht gerade die schlechtesten Vorbilder, leider aber orientieren sich My Morning Jacket auf "It Still Moves" zu sehr an ihnen. Das Ergebnis ist, dass das Album abwechslungsarm vor sich hin spielt, ohne Zeichen zu setzen. Dabei fehlt es nicht an guten Ideen bei den Bläsereinsätzen, Klavier, Südstaatenrockeinlagen und originellen Texte, die oft ohne Reime auskommen. Der Mangel liegt einerseits am zu matten Sound, der aus den Liedern einen zähen Einheitsbrei macht, andererseits an der fehlenden Durchschlagskraft dieses Materials im Vergleich zum vergangenen.

Ebenfalls fragwürdig ist der Einsatz von wirren Instrumentaleinlagen, die die Stücke unnötig verlängern. Ein orchestriertes Chaos wie am Ende von "Dancefloors" ist zwar ganz nett, nicht aber, wenn es sich bei fast jedem Lied wiederholt. Mühsam folgen die Stücke aufeinander; lediglich die langsameren "Golden" und "One in the Same Time" sowie das harmonische "Rollin Back" schaffen es, sich etwas abzusetzen.

Gegen die Suche nach Erfolg ist nichts einzuwenden. My Morning Jacket ist er zu gönnen, zumal sie sich mit ihrem verranzten Aussehen alles andere als anbiedern. Ihre anstehenden Deutschlandkonzerte versprechen, eine nette Angelegenheit zu werden. Schade nur, dass sie sich auf ihrer Reise zwischen verschiedenen Genres der 70er Jahre mit diesem Album verirrt haben. Herz mögen sie zwar haben, von dem besungenen Masterplan kann aber, zumindest musikalisch, nicht die Rede sein.

Trackliste

  1. 1. Mahgeetah
  2. 2. Dancefloors
  3. 3. Golden
  4. 4. Masterplan
  5. 5. One Big Holiday
  6. 6. I Will Sing You Songs
  7. 7. Easy Morning Rebel
  8. 8. Run Thru
  9. 9. Rollin Back
  10. 10. Just One Thing
  11. 11. Steam Engine
  12. 12. One In The Same Time

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