laut.de-Kritik
Is' gottlob schnell vorbei.
Review von Franz MauererMit "My Morning Jacket" überzeugten die Jacken vor doch schon vier Jahren in runderneuertem Southern Rock-Gewand. Dass "Is" anders is', das zeigten schon die Singles "Time Waited" (völlig vorbeiziehend; der eine Song, den selbst Rain Man vergäße), "Half A Lifetime" (rumpelnd, ohne die Dielen zum Knarzen bringen, schlicht zu leicht) und "Squid Ink" (Light 70s Rock mit so strenger Handbremse, dass die Funken hinterm Heck nur so sprühen und das Handgelenk bricht, mit zu wenig von allen Ansätzen: Sleaze, Groove, alles bleibt homöopathisch und formelhaft).
Nach diesem Triumvirat der Langeweile geht es jetzt nur noch darum, den Schaden am Langspieler festzustellen. Die Band engagierte für diese Scheiben seit langer Zeit mit Brendan O'Brien mal wieder einen externen Produzenten. Kauft man den Herren ein, weiß man dank seiner Arbeit für Bruce Springsteen und Pearl Jam, was man kriegt. Sein Modus Operandi ist das Stadion und das Größer-Machen von Bandsounds.
O'Brien hatte seinen Zenit offenkundig in den 90ern, trotzdem muss seine Formel nicht per se schlecht sein; hier greift sie aber nicht und nimmt MMJ zwar keinesfalls die Seele, stellt die schon immer vorhandenen Schwächen der Band jedoch unglücklich konsequent in den Vordergrund. Das Dynamische und das Frickelige treten zurück für Gefühl und Pose. Jim James verkannte die eigenen Fähigkeiten schon immer insofern, als er nicht verstand, dass ihm die breiten Beine nur als Sahne auf ganz viel harter Arbeit stehen, und es ohne bei ihm eben nicht geht. Folglich wenig seltsam, dass James sowas mit sich machen lässt, denn die Diskographie von MMJ (und James' Solowerk) verzeichnet mittlerweile größere Qualitätsausschläge als selbst die von Weezer.
Der Opener "Out In The Open" ist gefällig, simpel und glatt, kein Mensch würde das in eine MMJ-Bestenliste packen, einen tieferen Zweck als Scene-Setter erfüllt es ebenso wenig. "Everyday Magic" gerät in den Strophen zunächst zupackend, der absurd harmlose Refrain zieht aber jeden einzelnen Zahn wie Oldboy. Da hilft dem Song selbst nicht, dass die schöne, flotte Grundfigur in den folgenden Strophen immer wieder aufgenommen wird, wartet man doch wie der Hund auf dem vollgepieselten Teppich auf das Niedersausen des AOR-Refrain-Pantoffels.
"I Can Hear Your Love" ist tatsächlich genauso schlimm und schunkelhaft wie sein Titel, Scham ist dieser infantilen Schmonzette fremd, die konsequent den falschen, einfachen Weg nimmt. Zwar sind die Songs im Werkvergleich der Band ungewöhnlich kurz, auf "Is" kommen sie einem aber länger vor.
"Beginning From The Ending" erinnert endlich an die MMJ, wie man sie sich auch auf dieser Platte erhofft hätte. Der Sound geht nach vorne, James hat Bock, der Song entwickelt sich, statt einfach da zu sein. Es passieren auch mal zwei Dinge gleichzeitig, die Konstruktion hört sich weniger nach Arbeit an. Ein charmanter Folk-Pop mit Prog-Ende, wie ihn MMJ schon so oft gekonnt und souverän aufbauten, mit der richtigen Mischung aus Grandezza und Kontemplation.
Das Niveau hält "Lemme Know" nicht ganz, der Singalong kommt aber zumindest mit ein paar schmissigen Passagen, wenn auch zu wenig Ideen. Mit denen wartet "Die For It", das an die dazwischenliegende, oben erwähnte Single "Squid Ink" erinnert, erst recht nicht auf, ein monotoner Stampfer ohne Beben, mit viel Zauberstabgewirbel und ganz wenig Defodio. "River Road" setzt dann den okayen, flach bleibenden Abschluss des schwächsten Albums der Band.
1 Kommentar
Kann ich so unterschreiben, einfach langweilig. Schade.