laut.de-Kritik
Trotz Knast: Michael ist der Dirty South-Prinz.
Review von Stefan JohannesbergBloß nicht den Anschluss verlieren! Während der Dirty South durch jede noch so hohe Decke boomt, muss Pionier Mystikal hinter schwedischen Gardinien kleine Brötchen backen und dem Siegeszug des Südens fast tatenlos zusehen. Um sich wenigstens ein Stück vom Kuchen einzuverleiben, veröffentlicht das Label Jive eine Best Of mit all seinen Neptunes-Klassikern und Möchtegern-Hits der No Limit-Ära.
Der Titel "Pince Of The South" ist derweil klug gewählt, suggeriert er doch, dass Michael Ernest Tyler auch nach sechs Jahren Knast noch eine Zukunft hat. Der König des Südens ist eben noch nicht gekrönt (im Gegensatz zu Kaiser Scarface). Mit seinem beeindruckenden Backkatalog hat der Rapper aus New Orleans bereits einen Fuß im Palast. Allen voran die minimalistisch bouncenden Produktionen von Pharell Williams und Chad Hugo. So, dominierten "Shake Ya Ass", "Danger", "Bouncin' Back" schon lange vor der Lil' Jon Crunk-Übernahme die Tanzflächen.
Für europäische Ohren etwas unverständlich, beherrschten Mitte der Neunziger die einfachen Synthie-Tunes der No Limit-Ära das Rapgame. Auch Mystikal ging seinem Nachbarn Master P auf den Leim und verdiente sich mit den Alben "Unpredictable" und "Ghetto Fabolous" dumm und dämlich. Songs wie "That's The Nigga", "Murder 2", "The Man Right Chea" oder "I Smell Smoke" nahm die Regentschaft von Lil Jons Crunk-Mucke eigentlich schon vorweg.
Auch zwei neue Songs fanden den Weg auf die Greatest Hits-Compilation. Der "Pussy Pop" stößt nach Mystikals Verurteilung etwas übel auf, kann sich aber musikalisch als Timbaland-Kopie durchaus hören lassen. Das hypnotisch sphärische Synthie-Monster "Hypno" vom Fat Joe-Produzententeam Cool & Dre lässt den DMX des Südens immer noch besser aussehen als seine Rivalen.
Mystikal trägt seinen Prinzentitel zu recht. Noch, denn Leute wie Ludacris, Lil' Flip, T.I. oder Young Buck befinden sich im Gegensatz zu Mystikal auf freiem Fuß.
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