laut.de-Kritik

Mädchenträume werden wahr!

Review von

Die Überschrift verrät, worauf die Platte abzielt. Mädchenträume sollen bedient werden und da ist die Musik nur einer von mehreren Aspekten. Mindestens genauso entscheidend sind das Auftreten, die Kleidung, die Statements in den Interviews und die Texte.

Schaut man sich das Plattencover von "Celebrity" an, muss man feststellen: perfekt. Die Jungs sehen super aus. Geile Glitzer-Klamotten, das Haar schön gegelt. Einfach total süß! Dann gibt es im Booklet noch ein kurzes Statement von jedem, in dem jeder so eine Art Lebensphilosophie und Dankesgrüße von sich gibt. Das sind alle ganz ordentliche Jungs! Sie danken ihrer Mom und ihrem Dad, glauben an Gott, sind froh, dass die Welt so ist wie sie ist und fühlen sich natürlich ihren Fans sehr verbunden. Einfach total süß! Da wird auch die Großmutter nichts dagegen haben, wenn die pubertierende Enkelin zum Konzert möchte. Die Texte sind auch toll. Alles, was sonst Kerlen so nachgesagt wird und wo vor Mädchen Angst haben, gibt es bei den Jungs von *N SYNC nicht. Die wollen mit einem Mädel nicht einfach nur mal Spaß haben, um dann nachher wieder mit den Kumpels weiter zu saufen. Nein, die sind auf der Suche nach der wahren Liebe, sind treu, verletzlich, trauern der Verflossenen ewig nach und wollen nur mit ihr zusammen sein. Und bei dem Stück "Pop" wird gegen das Vorurteil angegangen, die Boygroups würden nur einem Trend folgen, ohne eigene Ideen und alles wäre nur eine aufgebauschte Sache. Einfach total süß!

So, nun zur Musik. Ich kann bei den Songs keine eigenen Ideen erkennen. Alles bewegt sich in dem üblichen Pop-Schema. Die eben schon angesprochene Single-Auskopplung "Pop" fällt ein wenig wilder aus, schließlich muss man sich ja gegen verschiedene Vorwürfe zur Wehr setzen und damit auch den Musikgeschmack der Fans verteidigen. Auf die Nerven geht die von der Bassdrum zu hörende Dreierverschiebung. Das gabs in letzter Zeit schon bei genug Stücken in den Charts. Bei den etwas ruhigeren Liedern sind die fetten, staccato gespielten Keyboardsounds sehr beliebt, die unisono mit Bass und Bassdrum zu hören sind, wie es bei "The Game Is Over" und "Tell ME, Tell Me...Baby" der Fall ist. Wer noch nicht weiß was ich meine, sollte z.B. an Aaliyah denken. Bei "Gone" finde ich die auf die Tränendrüsen drückende Melodie noch o.k., obwohl sie in dem für Boygroups üblichen Heulton vorgetragen wird, aber bei "Selfish" ist die Grenze überschritten. Bei dem Stück tropft der Schmalz des aufgesetzt wirkenden Soulgesangs aus den Lautsprechern. Den Mädels wird es aber trotzdem gefallen.

Die Produktion ist, wie immer bei solchen Pop-Produktionen, perfekt. Ich wünsche mir aber etwas weniger Computer, dafür mehr Musiker. Das würde die Sache nicht so steril klingen lassen. Die ganze Platte besteht aus einem einzigen musikalischen Einheitsbrei, was zur Folge hatte, dass ich nach der Hälfte der Stücke ein gewisses Übelkeitsgefühl bekam. Es ist eben doch so wie Adorno gesagt hat. Zuviel Popmusik hören ist so, wie zu viel Schokoladentorte essen (Adorno, "Der Fetischcharakter in der Musik und die Regression des Hörens"). Aber was soll ich schimpfen, die Jungs sind doch einfach total süß!

Trackliste

  1. 1. Pop
  2. 2. Celebrity
  3. 3. The Game Is Over
  4. 4. Girlfriend
  5. 5. The Two Of Us
  6. 6. Gone
  7. 7. Tell Me, Tell Me...Baby
  8. 8. Up Against The Wall
  9. 9. See Right Through You
  10. 10. Selfish
  11. 11. Just Don'T Tell Me That
  12. 12. Something like You
  13. 13. That Girl (Will Never Be Mine)
  14. 14. Do Your Thing

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