laut.de-Kritik

Weder Eminem noch Jay-Z können ihm das Wasser reichen.

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Zuerst die gute Nachricht: Trotz der Liebäugelein mit der Murder Inc-Posse stümpern weder Ja Rule und Ashanti noch Starproduzent Irv Gotti auf Nas' siebten Album herum. Leider durften auch seine langjährigen Partner DJ Premier, Large Professor und AZ keine Songs zum "Sohn Gottes" beisteuern, sondern mussten Eminem, Alicia Keys, The Alchemist, Tupac Shakur, Kelis und Claudette von City High weichen.

Diese kreative Blutauffrischung war jedoch bei der dritten Platte innerhalb eines Jahreszyklus (nach "Stillmatic" und "The Lost Tapes") dringend notwendig, selbst wenn sich so mancher Die Hard-Fan ob der seichten Beats entsetzt vom Queensbridge-Emcee abwendet. Vollkommen zu Unrecht, denn "God's Son" langweilt dank der grandiosen Leistung von Nas zu keinem Zeitpunkt.

Man mag vielleicht kein Freund sein von ausgelutschten James Brown-Samples ("Get Down"), kitschigen Kinderchors ("I Can"), 80er Jahre Synthie-Sounds ("Mastermind"), poppigen R'n'B-Hooks ("Hey Nas") oder 2Pac'scher Leichenfledderei ("Thug Mansion"), doch durch Nas' tighten Flow und seine intelligenten Lyrics gewinnen selbst jene uninspirierten Songs noch an hörenswerter Klasse. Ihm kann keiner das Wasser reichen - kein Jay-Z, kein Eminem, kein Gza. Niemand.

Welcher andere Emcee käme schon auf die Idee, einen Text über sein "Book Of Rhymes" zu verfassen? In dem Track blättert Nas sein "Reimbuch" durch, rappt ein paar Zeilen und wirft die Seiten dann kommentierend weg. Genial. Ähnlich groß auch seine Bestandsaufnahme des New York-Rapgames Mitte der Neunziger - Namedropping galore mit Notorious B.I.G., Puff Daddy, Raekwon, Ghostface Killah, Jay-Z, Foxy Bown und Konsorten.

Das im Vorfeld so umstrittene "Mastermind" entpuppt sich als durchdachter Versuch, die Intention und Intelligenz von teuflischen Massenmördern wie eben Hitler zu beleuchten. Den Namen des Diktators selbst nennt Nas nicht. Dafür beweist Gast-Rapper Lake in "Revolutionary Walfare" mangelndes Verständnis für alles: "I'm like a modern day Hitler, black gorilla, crip and blood in one nigga." Bei so viel Dummheit nützt auch sein folgender Verweis auf Black Panther-Ikone Huey P. Newton nichts.

Doch dies bleibt zum Glück die einzige verbale Entgleisung. Ansonsten dominiert der Street Poet Nas. Zwei Stücke ragen dabei dank ihrer musikalischen Klasse besonders heraus: Zum einen der "Warrior Song" von und mit Alicia Keys, zum anderen "Dance", die schönste Muttersöhnchen-Ballade seit 2Pacs "Dear Mama". Ersterer kommt, wie der Titel bereits ankündigt, als tief im Rastafari-Glauben verwurzelte Afrika-Hymne, und beim Zweitgenannten betrauert Nas den Verlust seiner Mum Ann Jones, die am 4. Mai 2002 das Zeitliche gesegnet hatte. Auch ein Sohn Gottes kann den Tod leider nicht bezwingen.

Trackliste

  1. 1. Get Down
  2. 2. The Cross
  3. 3. Made You Look
  4. 4. Last Real Nigga Alive
  5. 5. Zone Out (feat. Bravehearts)
  6. 6. Hey Nas (feat. Kelis and Claudette Ortiz of City High)
  7. 7. I Can
  8. 8. Book Of Rhymes
  9. 9. Thugz Mansion (N.Y.) (feat. 2Pac and J. Phoenix)
  10. 10. Mastermind
  11. 11. Warrior Song (feat. Alicia Keys)
  12. 12. Revolutionary Warfare (feat. Lake)
  13. 13. Dance
  14. 14. Heaven (feat. Jully Black)

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