Die Aufmerksamkeit, die China derzeit zuteil wird, lässt sich besser nutzen, finden die Initiatoren eines Samplers. Dort singen deutsche Bands chinesisch und chinesische Bands deutsch.
Berlin (loc) - Pünktlich zur Eröffnung der Olympischen Spiele in Peking erscheint am Freitag ein aufwendig gestalteter Sampler, der den kulturellen Austausch mit dem fernen Land im Zentrum der Aufmerksamkeit fördern soll.
Auf "Poptastic Conversations: China" singen deutsche Bands ihre Songs auf Chinesisch; chinesische Bands singen auf Deutsch. Mit dabei sind u.a. Die Ärzte, Wir Sind Helden und Die Sterne, auf chinesischer Seite sind beispielsweise die Pekinger Punkbands Joylife und Shazi am Start.
Für das vom Goethe-Institut finanzierte Album, zu dem auch ein 150 Seiten starkes, zweisprachiges Buch und ein kleiner Sprachkurs gehört, durften sich die Bands jeweils einen ihrer Songs aussuchen, der dann von Muttersprachlern übersetzt wurde. Die Ärzte entschieden sich für eine etwas variierte Version von "Junge" mit einer kleinen Tibet-Referenz im Text. Schon bei der letzten Auflage von "Poptastic Conversations" zum Thema Japan trugen Die Ärzte dank dem irgendwie übernatürlich sprachbegabten Farin Urlaub einen walfangkritischen Track zum Endergebnis bei.
Problem mit Tibet-Engagement?
Nicht alle Musiker können so leichtfüßig in einer fernöstlichen Sprache parlieren wie Farin. "Teilweise musste ich Sachen singen, die klingen, als ob man jemanden verkloppen würde", erinnert sich Judith Holofernes von Wir Sind Helden.
Die Sängerin war anfangs skeptisch, ob das Projekt nicht quer zum Tibet-Engagement der Band laufen würde.
Mittlerweile ist sie aber überzeugt, dass es wichtig sei, sich mit den Subkulturen Chinas zu verbünden und sich auf diese Weise dem Land anzunähern - "Menschen, die nicht dem Musik-Mainstream folgen, folgen meist auch nicht dem Meinungs-Mainstream".
Spilker: "Kein Land ist eindimensional"
Auch Sterne-Sänger Frank Spilker war schnell für das Projekt zu begeistern. "Das in den Medien gezeichnete Bild von China erscheint mir viel zu undifferenziert", findet er. "Kein Land ist eindimensional".
Initiiert wurde das Projekt von den Kulturjournalisten Susanne Messmer und Georg Lindt, die schon für den Dokumentarfilm "Beijng Bubbles" verantwortlich waren: Der Film beleuchtet die so gar nicht gesellschaftskonforme Punkszene in Chinas Hauptstadt.
Bei der Vorstellung des 19 Songs umfassenden Samplers in Berlin erklärte Messmer: "Das Interesse an dem Land ist zurzeit sehr groß. Wir wollen das nutzen, um den Blick für ein anderes China zu öffnen – für Subkultur und alternative Lebensentwürfe".
9 Kommentare
I agree with you ^^
aber is natürlich schön mal ne abwechslung anstatt immer dieses fertig machen..und sowieso stimmt die politik ja für viele chinesen so
Warum muss Europa immer Moralapostel spielen wer sind wir, dass wir eine andere Kultur verurteilen, wenn die Meisten sie noch nicht mal kennen?
Ich fänds ja schon witzig Junge auf chinesisch zu hören
Ist ne gute Idee und witzig anzuhören
@struppi («
Warum muss Europa immer Moralapostel spielen wer sind wir, dass wir eine andere Kultur verurteilen, wenn die Meisten sie noch nicht mal kennen? »):
Wir bekommen halt eine,schon von Vorneherein,bestimmte Meinung über China vorgesetzt.Ob die richtig ist ? Wer weiß...
@ratte40k («
Über Amerika regen sich alle auf und heben ihren unqualifizierten Senf dazu. Aber bei China heißt es: "Lasst sie doch, denen macht es doch spaß."
Die Menschen in Deutschland mochten Hitler auch. Hitler hat ne Menge Menschen auf dem Gewissen, und die regierende Partei in China hat noch viele mehr auf dem Gewissen. Die selbe Partei, die schon zu Maos Zeiten regiert hat, regiert dort immer noch. Wer sich mal mit China beschäftigt, der wird auch schnell herausfinden, warum die Menschen dort zufrieden sind mit der Partei. »):
Naja, solange Du das heutige China quasi als Fortsetzung des maoistischen Chinas des "großen Sprungs" und der Kulturrevolution siehst, kann es mit der Beschäftigung ja soweit nicht her sein. Dass die Regierungspartei den selben Namen trägt, besagt erst mal sehr wenig.
Die Tragik des (west)europäischen China-Bildes besteht meiner Ansicht vor allem darin, dass die von Mao ab 1966 angezettelte "Kulturrevolution", die nichts war, als die Mobilisierung der chinesischen Jugend zum Zwecke des Machterhalts einer kleinen Personen-Clique, und die in eine mörderische Säuberung führte, bei denen z.T. Kinder ihre eigenen Eltern denunzierten, bei nicht wenigen Teilen der westeuropäischen Jugend Ende der 60er auf beachtliche Resonanz stieß, während die - sicher sehr widersrpüchliche aber für große Teile der Bevölkerung de facto auf eine Demokratisierung hinauslaufende - Transformation Chinas der letzten 15 Jahre auf nahezu 100-prozentige Ablehnung stößt.
Den in dem Artikel erwähnten Film "Beijing Bubbles" fand ich ja ziemlich gut. Wie die jetzt ausgerechnet auf Bands wie "Ärzte" oder "Helden" kommen ist mir ein Rätsel. Verglichen mit so faszinierenden Projekten wie dem Pekinger Künstlerviertel 798 ist das doch 0815-Hausmannskost.
auch ganz schlimm:
wie sollen wir (deutschland) da glaubwürdig sein?
"hallo liebe chinesen,
wenn ihr fleißig demokratie übt, euch ans völkerrecht haltet, die todesstrafe abschafft, und die meinungsfreiheit gewährleiste,
dann habt ihr irgendwann auch solch tolle hochinteressante bands/künstler wie wir mit ärzten und helden."
@dein_boeser_Anwalt (« auch ganz schlimm:
wie sollen wir (deutschland) da glaubwürdig sein?
"hallo liebe chinesen,
wenn ihr fleißig demokratie übt, euch ans völkerrecht haltet, die todesstrafe abschafft, und die meinungsfreiheit gewährleiste,
dann habt ihr irgendwann auch solch tolle hochinteressante bands/künstler wie wir mit ärzten und helden."
»):
du hast den Umweltschutz vergessen