Die Gitarren fliegen, die Hawaii-Hemden flattern, der Bierkonsum steigt und alle Sorgen sind vergessen: die norwegischen Indie-Darlings in der Hauptstadt.
Berlin (laut) - Normalerweise sind Montage nicht gerade Tage, auf die man hinfiebert. Sind Kakkmaddafakka in der Stadt, sieht das anders aus. Zahlreiche Leute pilgern ins Astra zum bunten Quintett mit dem schrägen Namen. Die Indierocker aus dem norwegischen Bergen, eher als Wiege des Blackmetals bekannt, sind alte Hasen im Livezirkus: Seit der Gründung im Jahr 2004 ist die Band um die Brüder Pål und Axel Vindenes gefühlt ständig auf Tour, vielleicht auch, um dem ewigen Grau ihrer Heimatstadt zu entfliehen.
Pål wandelte zwischendurch unter dem Pseudonym Pish noch auf Solopfaden, sein Album erschien 2018. Nun heißt es aber wieder back to the roots, und die Fans goutieren es erfreut, was wohl nicht zuletzt an der hervorragenden Livereputation der Norweger liegen dürfte.
Am Ende wollen alle immer ABBA
Den Support übernimmt die zarte Hedda Mae, ebenfalls in Bergen beheimatet, die einen etwas abgenudelten Popsound präsentiert. Ihre Songs klingen etwas zu glattgebügelt und gewöhnlich - zumindest für einen Abend wie diesen. Denn als Support von Popstars wie Anne-Marie wäre sie besser aufgehoben. Das Publikum spendet dennoch wohlwollend Applaus, während aus den Lautsprechern schon "Dancing Queen" ertönt. Am Ende wollen alle immer ABBA.
Es rappelt im Karton
Um 21 Uhr rappelt es endlich im Karton: Von einer ausgeklügelten Lightshow untermalt, erklingt Edward Griegs "In Der Halle Des Bergkönigs". Das passt! Auch Grieg stammte aus Bergen, sein wohl bekanntestes Werk hat genau jene Art von Schalk im Nacken, die auch Kakkmaddafakkka zu eigen ist. Die geben direkt Vollgas und begrüßen das Astra mit athletischen Luftsprüngen. Auf der Bühne wummst es, vor der Bühne rumpelt es, und die Indiefreund:innen feiern von Song zu Song mehr.
Dabei hilft natürlich, dass Hits wie "Neighbourhood" ziemlich am Anfang des Sets stehen. Doch ist wirklich alles so eitel Sonnenschein, wie man es bei den Songs in Dur meinen würde? Nicht ganz, denn die Norweger verstehen es, traurige Situationen fröhlich anmuten zu lassen. So handelt "Your Girl" vom Love interest eines Kumpels des lyrischen Ichs sowie den Zwiespalt, sich der Lust hinzugeben oder loyal zu bleiben. "Forever Alone" bedarf keiner weiteren Erklärung, trotzdem bestimmen happy Chords den Song, wenn es hymnisch erschallt: "I am forever alone!". Gut, Drama hat noch kein Problem gelöst, und Galgenhumor ist legitim.
Im Hexenkessel
Dem Lausbubenhaften der charismatischen Band kann man sich kaum entziehen, das Astra mutiert in Windeseile zu einem Hexenkessel aus Schweiß und Musik, die Gitarren fliegen, die Hawaii-Hemden flattern und lassen alle Sorgen vergessen. Pål trägt mittlerweile Sonnenbrille, Sänger Axel und Keyboarder Sebastian entledigen sich ihrer Shirts, das Publikum erhöht den Bierkonsum.
Und natürlich fehlt auch die berühmte, überdimensionale Kakkmaddafakka-Fahne nicht, die enthusiastisch geschwenkt wird, als sich die Band überschwänglich bei ihren Fans bedankt: "Thank you for being so rad singers and dancers. Next time we will be back on a Saturday!", freut sich Axel, bevor es in den Zugabenblock geht. Neben "Naked Blue"und "Forever Alone" spendieren die Skandinavier noch eine Coverversion von Loonas "Bailando".
Stundenlang hätte es noch so weitergehen können, aber leider hat auch der schönste Abend ein Ende, und so müssen 77 Minuten pure Happiness reichen, um durch den Rest der Woche zu kommen.
Text und Fotos: Désirée Pezzetta.
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