Ist Krieg spielen noch zeitgemäß? Berlin erlebte ein lautes und kunterbuntes Metal-Potpourri.
Berlin (laut) - Mehrfach war das Konzert der schwedischen Powermetaller Sabaton in der Berliner Mercedes-Benz Arena verschoben worden. Nicht gänzlich ausverkauft, aber sehr gut ausgelastet präsentiert sich die Venue am vergangenen Freitagabend, in der vor wenigen Tagen noch die Arctic Monkeys auf der Bühne standen. Mit dabei im Tourtross: die ehemaligen finnischen ESC-Gewinner Lordi und die japanische Female Metalband Babymetal.
Gruselige Sympathieträger
Und schon bei den Maskenrockern Lord gleicht die Bühne einem Schützengraben, die Szenerie ist für den Auftritt des Headliners präpariert. Die Finnen stören sich daran wenig und ziehen ihr Unterhaltungsprogramm gewohnt routiniert durch.
Vor Kurzem noch selbst als Headliner unterwegs, bleibt Deutschland ein sicheres Pflaster für die gruseligen Sympathieträger - die erste halbe Stunde vergeht wie im Fluge.
Wild choreografiert
Dann Babymetal: Voreingenommen sollte man dieser herausragenden Band wahrlich nicht begegnen, denn was niedlich und verspielt anmuten mag, ist das Ergebnis harter Arbeit.
Suzuka Nakamoto aka Su-Metal, die bereits im Alter von 13 Jahren Leadsängerin bei Babymetal wurde, und ihre Mitstreiterinnen Moa "Moametal" Kikuchi und Momoko "Momometa" Okazaki präsentieren eine durch und durch choreografierte Show, unterstützt von ihrern namenlosen, maskierten Musikern.
Der wilde Mix aus Metal und Pop, die Animé-inspirierten Outfits und die sphärische Lightshow mögen an diesem Abend zwar nicht so richtig ins Bild passen. Im November steht gleichwohl eine Headlinertour der Japanerinnen an, die man auf der Rechnung haben sollte.
Krieg, Kostüme, Bier
Um Viertel nach neun bricht dann im wahrsten Sinne des Wortes ein Feuersturm los. Sabaton legen mit "Ghost Division" einen fulminanten Start hin, mit viel Knallerei und natürlich Pyrotechnik. In den folgenden gut zwei Stunden nehmen die Schweden ihre Fans mit aufs Schlachtfeld des Ersten Weltkriegs.
Sie erzählen von Kameradschaft und Vaterlandstreue, von Weihnachten und zurückgelassenen Familien, von gefallenen Soldaten und Pathos. All dies im Setting einer ausgeklügelten Bühnenshow, die einem Musical tatsächlich nicht unähnlich ist.
Statisten, Kostüme, Kunstschnee, ein Panzer, Gasmasken, schwere Waffen und Feuer ohne Ende. Zwischendurch fordern die Fans Sänger Joakim Brodén immer wieder auf, ein Bier zu exen. Dem Wunsch kommt er gerne nach: Der "Freibier Freitag" steht den Schweden gut zu Gesicht. Die Setlist lässt keine Wünsche offen und beinhaltet "Carolus Rex", "Father" oder als finalen Track "To Hell And Back".
Ist das noch zeitgemäß?
Bleibt am Ende nur die Frage, ob es noch zeitgemäß sein kann, dass die an sich grundsympathische Band auf der Bühne Krieg spielt und diesen so auch glorifiziert. Die Redakteurin ist der Meinung: "Nein! Krieg ist scheiße, immer."
Fotos/Text: Désirée Pezzetta.
2 Kommentare mit 2 Antworten
Guter Bericht, allerdings ist der letzte Satz hier etwas fehl am Platz. Grundsätzlich: Ja, Krieg ist definitiv scheiße, ABER Sabaton spielen weder Krieg auf der Bühne, noch verharmlosen sie etwas. Sie "berichten" letztendlich davon, was in den früheren Kriegen passiert ist und stellen es musikalisch dar. Kriege sind nun Mal passiert und manche Geschichten sollten sich einfach nicht wiederholen und genau das ist die Kernaussage der Sabatonsongs. Die man halt auch nur dann versteht, wenn man sich mit den Texten befasst.
Dieser sehr sachliche Bericht der Veranstaltung spiegelt die Atmosphäre in der Mecedes-Benz-Arena am Freitag leider nicht wieder.
Lordi hat wie immer gute Laune und einen guten Einstieg geliefert. Die Mädels von Babymetal muss man mögen und hatten ihre Fan's dabei.
Aus Fansicht und froh, dass das Konzert nach langer Wartezeit endlich stattfand, komme ich heute, am darauffolgenden Donnerstag, immer noch nicht aus dem Lächeln heraus. Tolles emotionsgeladenes Konzert der Schweden, das alles geboten hat was das Heavy-Metal-Herz höher schlagen lies. Neben der Inzenierung auf der Bühne kam die Interaktion mit dem Publikum nicht zu kurz. Für die Fans von Sabaton eine grandiose (noch ein Bier)-Party!!!
Frau Pezzetta vielleicht beschäftigen Sie sich erst einmal mit den Texten, bevor Sie hier die Mainstream-Meinung, die man heute wohl haben "muss", bedienen. Es geht hier ausschließlich um die geschichtliche Aufarbeitung schlimmer Ereignisse von der Wickinger-Epoche bis zu den Weltkriegen, verpackt in cooler Metal-Mugge.
Präsentiert von Wickinger MediNait
©Procter&Gamble
Die hatten ihre Fan's dabei, so so.
"die Mainstream-Meinung, die man heute wohl haben 'muss'"
Ah ja, die bösen liberalen Meinungsdikatoren lauern an jeder Ecke...!