Rap-Heads: Weggehört! Schlager-Fans: Rennt! Hier begegnet sich wahrlich das Schlechteste aus beiden Welten. Willkommen im akustischen Hades.
Hamburg/Büchelkühn (dani) - Eigentlich muss man gar nicht viel sagen, um zu beschreiben, was droht: Gzuz und Tream machen einen gemeinsamen Track, und sie nennen ihn "Après Ski". Willkommen im Hades:
Haben wir die Woche der personalisierten Alpträume? Ich komm' mir jedenfalls vor, als hätte jemand, der mich nicht ausstehen kann, diesen Song einzig unter den Gesichtspunkten ge-customized, wie sich mir möglichst schnell möglichst große Übelkeit bescheren lässt. Ich liebe Rap. Ich hab' ein Faible für Schlager. "Après Ski" hat das Potenzial, mir beides nachhaltig zu verleiden. Nicht nur spannt es die denkbar unsympathischsten Charaktere der jeweiligen Sparte zusammen, einen zugedrogten Frauenschläger und einen großmäuligen Bierzelt-Rübenbauern. Nicht nur machen diese zwei dann, was per definitionem schon Ausgeburt der akustischen Hölle sein muss: einen Après Ski-Track.
Nö: Sie geben sich dafür auch die geringstmögliche Mühe und versuchen an keiner Stelle zu verschleiern, wie wenig Aufwand sie in diese Gülle investiert haben. Ich meine, der Song trägt den subtil ausgearbeiteten Titel "Après Ski". Damit und mit der halben Hook ist auch schon alles erzählt: "Heut geht's von Hamburg-St. Pauli direkt nach Bayern, Après-Ski, Stammtischparol'n". Will meinen: Lokalpatriotismus, Saufen, Feiern, dumpfes Gelabere. Naja. Wer sonst nix hat, um drauf stolz zu sein, ist halt stolz drauf, wo ihn seine Mutter ins Leben geschissen hat, okay. Da muss man vielleicht einfach ein bisschen Mitleid haben.
In Männerschweiß marinierter Phrasenbumms
Gegen Saufen und Feiern spricht eigentlich nix, allerdings gehören Tream und Gzuz wirklich mit zu den letzten, mit denen mir das wie eine verlockende Vorstellung vorkommt. Das Video zeigt ja, wie das dann aussieht: Oberkörperfreie Oger springen grölend auf und ab. Es gibt ja nichts, das es nicht gibt, deswegen gibt es bestimmt auch eine Zielgruppe, die das sexy findet. Ob Frauen darunter sind? I doubt it. Egal, Gzuz und Tream finden sich jedenfalls geil. Der eine wohnt in Hamburg, der andere in Bayern, falls Sie es nicht wussten. Der eine erzählt vom Kiffen und der Hantelbank, der andere von Weißbier und mehreren Generationen Schwarzarbeit, als wäre daran irgendetwas verdienstvoll. Oder auch nur eine Erwähnung wert.
Immerhin passt das Video zu diesem strunzlangweiligen, lieblosen, in Männerschweiß marinierten Phrasenbumms. Dafür hat sich wirklich gar niemand auch nur einen Funken Mühe gegeben. Noch schlimmer eigentlich: Es fühlt sich an, als hätte jemand, der für Hip Hop überhaupt übrig hat, seine Vorstellung von einem Hip Hop-Video realisiert, nur ohne die halbnackten Weiber, die wollten wohl einfach nicht. "Stellt doch einfach ein möglichst teures Auto hin und euch davor, zieht grimmige Gesichter und fuchtelt 'n bisschen rum." Dieser Clip ist die Bewegtbild gewordene Yo-Yo-Handfuchtel-Geste von Typen wie Stefan Raab, wenn sie in ihrer Sendung mal einen Rapper zu Gast haben. Im Grunde aber nur fair: Wer Tream oder Gzuz oder - Höchststrafe! - beide zusammen hört, hat genau das verdient. Was für 'ne Gaudi.

2 Kommentare
Mit diesen beiden Menschen ist nur Zeit zu verschwenden
"Wer sonst nix hat, um drauf stolz zu sein, ist halt stolz drauf, wo ihn seine Mutter ins Leben geschissen hat, okay. Da muss man vielleicht einfach ein bisschen Mitleid haben.“
Allein aufgrund des "wo ihn seine Mutter ins Leben geschissen hat“ schlägt das Vulgär-o-Meter gewaltig aus. Die Autorin ist vermutlich derart entwurzelt, dass sie keinerlei landsmännische Verbundenheit spüren kann, die hat auch nichts mit dem unterstellten Stolz zu tun. Aber muss das derart anstößig formuliert sein? Zuerst vermutete ich, dass das aus der Feder eines nicht mit sich selbst im Reinen befindlichen Praktikanten, der besonders edgy sein will, stamme. Aber die altehrwürdige Dani…
Die Musik der beiden Musikanten taugt nichtsdestotrotz nichts.