Und wieder schlägt der Kopierschutz zu. Diesmal trifft es die Platte der Ex-Australierin Natalie Imbruglia.
London (psj) - Wir leben in schwierigen Zeiten. Immer weniger Künstler verkaufen immer mehr Platten, andere nagen am Hungertuch. Fast jeder PC-Besitzer kann mit einem Brenner beliebig viele Kopien von Audio-CDs machen, ohne dass die Künstler auch nur einen Pfennig davon sehen. Daher ist es durchaus verständlich, dass die Plattenfirmen dies unterbinden wollen. Nur wie, meine Herren, nur wie.
Die Folge der aktuellen Kopierschutzsysteme: Man kann sie weder legal auf MiniDiscs kopieren, noch legal mit dem Computer anhören, noch legal auf einen MP3-Spieler übertragen, noch legal für Freunde kopieren, noch legal mit einem DVD-Player anhören, noch ....
Ein weiteres Problem: PC-CD-ROM-Laufwerke sind praktisch identisch mit Audio-CD-Playern. Wie will man da eine Unterscheidung machen? Da sitzt der Haken: Ein halbwegs sinnvoller Kopierschutz wie der auf "White Lilies Island" angewendete "Cactus Data Shield" muss eine normale CD massiv beeinträchtigen. Worauf die Techniker hoffen, ist, dass ein normaler CD-Spieler dank seiner Fehlerkorrektur mit einer vollkommen vermurksten CD besser zurecht kommt als ein PC-Laufwerk. Man kann sich vorstellen, wie gut das funktioniert: Die Grenze ist fließend, manche PCs können die CD ohne Probleme lesen, manche HIFI-Anlage überhaupt nicht.
Genau dieses Phänomen zeigte sich in England, wo die Plattenfirma BMG die neue Platte von Natalie Imbruglia mit dem Schutz auslieferte. Innerhalb kürzester Zeit wurde sie mit Anfragen von erbosten Fans bombardiert, die ihre gekaufte CD nicht anhören konnten. Was der Angelegenheit noch mehr Gewicht verleiht: Sogar manche Radiosender hatten Probleme, die Songs abzuspielen und mussten darauf verzichten.
Daher hat die englische BMG zügig reagiert und eine Hotline eingerichtet. In Zukunft wird "White Lilies Island" als ganz normale CD ausgeliefert, enttäuschte Kunden können ihre CDs umtauschen. Erstaunlich, dass BMG nicht aus der letzten "Panne" gelernt hat: Schon letztes Jahr mussten über 130.000 CDs von "HIM" und "Philip Boa & The Voodoo Club" zurückgenommen werden.
Trotz all dieser Desaster wollen die Plattenfirmen nicht einsichtig sein. Statt neue Technologien zu entwickeln, mit denen die Rechte der Künstler gesichert werden, geben sie sich Mühe, die Rechte des Kunden zu beschneiden. Kein Wunder also, dass sie damit illegale Kopien provozieren.
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