So war die zweite Ausgabe des Münchner Openairs - checkt unsere Review und die Bildergalerien.
München (mab) - Bei der Erstauflage im vergangenen Jahr musste sich der ein oder andere noch an die örtlichen Gegebenheiten gewöhnen - mitten in München gelegen, kein Camping. Und 2016 ist die Festivalkonkurrenz auch nicht gerade kleiner geworden.
Doch mit Headlinern wie Iron Maiden, Iggy Pop und Nightwish startet das Rockavaria Festival selbtbewusst in die zweite Runde. Wir sind wieder vor Ort auf dem Münchener Olympiagelände und halten euch in Wort und Bild (auch via Instagram) auf dem Laufenden.
Die Absicht der Veranstalter, einige Kinderkrankheiten der Erstauflage zu beseitigen, wurde schon im Vorfeld offensichtlich: Die Überfüllung bzw. Unterbelegung der Nebenbühnen Olympiahalle und Theatron sind kein Thema mehr - beide fehlen.
Stattdessen gibt es eine zweite Hauptbühne im Stadion sowie die neue Seebühne. Das bedeutet: Weniger Überschneidungen beim Timetable, mehr Kapazitäten und noch geringere Laufwege als ohnehin schon. Wir sind gespannt, was das Rockavaria heuer kann!
Der Rockavaria-Freitag
Halb drei nachmittags. Noch ist wenig los, aber der Eindruck vom vergangenen Jahr bestätigt sich: Alles läuft unglaublich entspannt. Aber wen wunderts, wenn im Prinzip der erste Anblick nach dem Einlass der idyllische Olympiasee ist? Tretboote, Enten - und die Seebühne.
Das Konzept ohne Olympiahalle und Theatron geht am ersten Tag voll auf. Besagte Seebühne ist frei zugänglich, bietet neben Musik auch genügend Platz zum Chillen. Oberhalb, am Coubertinplatz, befinden sich eine Minute entfernt Fressmeile, Biergarten und Merchstände. Ins Stadion schafft man es dann in weiteren fünf Minuten.
Dort sind nun zwei statt einer Bühne aufgebaut. Eine Folge: rein gar keine Pausen zwischen den Sets der Bands. Hört im Stadionrund ein Act auf, startet schon die nächste. So reihen sich Powerwolf nahtlos an die Spaßmacher von J.B.O., Apocalyptica an Suicidal Tendencies und Nightwish an In Extremo.
Musikalisch ist für jeden Freund härterer Klänge etwas dabei. Der Tagessieg geht allerdings nicht an die großen Namen, sondern an Dog Eat Dog, die parallel zu Floor Jansen (ebenfalls verdammt stark) auf der Seebühne antreten. Mit ehrlichem Groove, Saxofon, authentischem Hardcore-Punk, inklusive Rocky-Hommage, gehen die Crossover-Veteranen in die Poleposition. Mal sehen, wer da in den kommenden Tagen mithalten kann.
Rockavaria am Samstag
Den Verlust der Olympiahalle feiern übrigens nicht alle. "Schade, dort konnte man sich zwischendurch mal entspannt zum Essen reinsetzen", meint ein Besucher. Das Konzept überzeugt ihn trotzdem, das fehlende Camping stört keineswegs. Im Gegenteil: "Das macht es irgendwie aus. Wenn man als Münchener nachts ins eigene Bett torkeln kann". Sein Ticket hat er sich blind gekauft, bevor das Line-Up feststand. Besonders freut er sich auf Iron Maiden.
Zunächst sind am Samstag aber mal ein ganzer Haufen Skandinavier an der Reihe: Mando Diao zerlegen nach gedehnter Aufwärmphase doch noch das Olympiastadion, auf der Seebühne gibts isländischen Prog von Agent Fresco und Sólstafir. Dazu gesellen sich der Alternativesound der gut aufgelegten Veteranen Garbage, deutscher Thrash von Sodom, ein Hauch Symphonic und Modern Metal von Beyond The Black, während sich auf der Seebühne Deutschrock, Metalcore und Prog abwechseln.
Mit dem heutigen Line-Up beweist das Rockavaria in Sachen Rock und Metal Vielseitigkeit und Qualität gleichermaßen. Das Wetter hält bis auf einen kleinen Nieselregen bei Sodom auch ein zweites Mal. Obwohl man zu Sólstafir etwas Kälte hätte vertragen können und Shirley Manson bekanntlich der Meinung ist: "I'm only happy when it rains".
Iggy? Fucking good!
Aber wie schlägt sich eigentlich Faltenzwerg und Godfather of Punk - Iggy Pop? Fucking good würde ich meinen. Zwar sind die vom Management vorgegebenen Fotobedingungen sehr bescheiden (die Mitte bleibt zu), dafür präsentiert sich Iggy gut bei Stimme, hervorragend gelaunt und agil wie immer. Josh Homme schaut zwar leider nicht vorbei, "Post Pop Depression" zündet aber trotzdem.
An dieser Stelle noch ein Shoutout an die Organsation des Festivals - auch hinter den Kulissen. Arbeitsbedingungen und Atmosphäre auf dem Rockavaria sind tiefenenstpannt: hilfsbereite Ordner, barrierefreie Zugänge, der Zeitplan wird weitestgehend eingehalten. Und besonders ungewöhnlich für ein Festival: Die Wiesen sind selbst nach dem zweiten Tag noch grün.
Finale: Rockavaria-Sonntag
Wie stehts eigentlich mit dem Sound? Nun, im Stadion matscht es da das ein oder andere Mal. Dagegen offenbart die Seebühne einen weiteren ihrer Vorzüge: Hier klingen die Bands so wie sie sollten. Auch die Lautstärke bleibt im Rahmen. Findet besonders die zuständige Dame vom Schallschutz, die mit Rock und Metal zwar weniger anfangen kann, dafür mit Strickzeug antritt: "Im Stadion war es aber schon drei Mal hart an der Grenze zum erlaubten Dezibelwert", meint sie.
Im Endeffekt bleibt alles ruhig, bis Iron Maiden das Festival beschließen: Schon den kompletten Tag über kommen keine Zweifel auf, für wen man angereist ist. Gefühlt trägt jeder Zweite auf dem Oberkörper seinen Eddie in verschiedener Ausführung. Weder Nightwish noch Iggy Pop zogen so viele Fans aufs Olympiaareal.
Sabaton vor Slayer?
Die zahlreichen Hochkaräter davor nimmt man trotzdem gerne mit. Nachmittags etwa Tremonti und Gojira. Während des Gigs von Anthrax flimmert allerdings eine unschöne Botschaft über die Leinwände: Unwetterwarnung. Als Konsequenz schließt die Seebühne vorübergehend. Später wird das Programm dort zum Glück ohne Ausfälle fortgesetzt.
Statt Mantar gibts dann eben erst mal Ghost auf die Ohren. Den passenden Soundtrack zum aufkommenden Gewitter liefern sie ohnehin: "Can you hear the thunder? / Can you hear the thunder that's breaking?". Slayer brennen direkt im Anschluss business as usual ab - Slayer halt, ne? Dennoch: Weshalb stehen Sabaton mittlerweile eigentlich höher im Billing als Curry King und seine Mannen?
"Noch ein Bier! Bitte!!
Naja, die vielleicht energetischste Show des Tages zeigt es. Musikalisch mag man von den Kriegstreibern halten, was man will — ihre Livequalitäten braucht man nicht zu diskutieren. Die Fans rasten schon beim "Final Countdown"-Intro völlig aus. "Noch ein Bier! Bitte!! Da spielt es auch keine Rolle mehr, dass es zu Beginn des Sets richtig loskübelt.
Sah sich der Herrgott bei den bösen Slayer und der unheiligen Messe von Ghost bemüßigt, ein wenig Wasser zu lassen, flößt ihm "The Number Of The Beast" offenbar mehr Respekt ein. Trocken bringen Iron Maiden ihr zweistündiges Set über die Bühne. Bruce Dickinson ist gut aufgelegt, Janick Gers post wie immer ein bisschen zu viel, Steve Harris ist einfach cool und Eddie ziemlich aufgeblasen. Up the irons und hoffentlich bis zum nächsten Jahr!
9 Kommentare
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Absolut das beste Open Air auf dem ich bisher war!! Und das sagt ein "Wacken-Veteran"!!
Der Bericht trifft es perfekt!
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