In der TonHalle spielte die Band um Sängerin Skin den ersten Gig ihrer Deutschlandtour im Rahmen des 30-jährigen Jubiläums.

München (csl) - Gleich vorweg: Würde man an diesem Abend etwas bekritteln wollen, dann die Passivität in großen Teilen des Publikums. Gerade auch angesichts der Vorband: So Good aus London, bestehend aus einer Sängerin/Rapperin, flankiert von zwei Back-up-Stimmen und einer Band mit pinken Sturmhauben ballern dermaßen Energie von der Bühne, dass eigentlich die komplette Location hätte steil gehen müssen. Der kokette, feministische Bratpop genannte Lollipop-Rap-Rock-Irgendwas ("If I had a dick, it would be ten feet long") wirkt provokant und sexy zugleich.

Das Skunk Anansie-Publikum reagiert in der bereits sehr gut gefüllten MünchenerTonHalle gleichwohl bräsig. Wir schreiben eben 2025, und Musik mag weitestgehend anders als beispielsweise in den Neunzigern wieder gerne Genreschubladen. Aber vielleicht liegt es auch an einem stressigen Montag im Büro, vielleicht daran, dass es schlicht und einfach München ist oder auch daran, dass man sich erst noch ein wenig in Stimmung trinken muss?

"This Means War"

Bevor Skunk Anansie mit etwa zehnminütiger Verspätung die Bühne betreten, sind jedenfalls ungeduldige Pfiffe zu hören, was nahe legen würde, dass der Opener "This Means War" direkt abreißt und das Publikum mitzieht. Das folgende, eher sperrige "Charlie Big Potato" mag so früh in der Setlist dann nicht die beste Idee gewesen sein. Aber "Because Of You", "I Believed In You", Love Someone Else" und "God Loves Only You", vor dem Skin zu einem wohltemperierten Monolog für die Freiheit des Glaubens anhebt, sowie das nigelnagelneue "An Artist Is An Artist" lassen aber eigentlich keine andere Wahl, als richtig in Bewegung zu kommen - was im Publikum erstaunlicherweise kaum geschieht.

Auch, wenn Songs wie "Weak", "Secretly" oder "Hedonism" auf ein Mainstream-Publikum abzielen mögen, das vielleicht eher zu einem passiveren Konzertverhalten neigt: Skunk Anansie glänzen mit Präzision und Spielfreude pur. Man merkt dem Quartett die 30-jährige Routine im besten Sinne an. Skin spielt ihre ganze Stimmkraft und ihr Volumen aus: Kein einziges Mal klingt sie dünn, nicht ein einziges Mal liegt sie daneben, "außer, sie will es so", um meine Begleitung zu zitieren. Auch Drummer Mark Richardson, Gitarrist Ace und Cass am Bass harmonieren perfekt. Tausend Mal gemacht, aber immer noch Bock.

"Weak"

Das Bühnenbild besteht aus übergroßen Stalagmiten, Spikes vor dem Schlagzeug und einer mit Ausformungen versehenen Rückwand, die mittels Beleuchtung vielseitig bespielt wird. Und nicht nur die Band, auch die Lightshow ist auf den Punkt. Als schließlich "Secretly" und "Weak" ertönen, hätte man Gesang aus tausenden von Kehlen in der ausverkauften TonHalle erwartet. Hätte man.

Nach den zwei ruhigeren Nummern drehen Skunk Anansie zum Ende hin wieder auf: "I Can Dream", "Twisted", "My Ugly Boy", das bis dato unveröffentlichte "Animal", "The Skank Heads (Get Off Me) und "Tear This Place Up" beschließen den deutschen Tourauftakt. Im Zugabenblock verabschieden sich Skunk Anansie mit "Hedonism" und der neuen Single "Cheers", die Skin als Song über den Klimawandel anmoderiert.

Nach der Bandvorstellung zu Led Zeppelins "Whole Lotta Love" setzt "Little Baby Swastika" nach insgesamt gut 100 Minuten endgültig den Schlusspunkt. Skunk Anansie haben in München ein wahres Feuerwerk abgebrannt, nebenbei: eine tolle Leistung für Musiker:innen im fortgeschrittenen Alter. Als das Licht angeht, sieht man trotzdem Gesichter, die nicht unbedingt beseelt wirken. Die Schuld der Bands war das an diesem Abend aber definitiv nicht. Im Gegenteil.

Text: Christian Schmitz-Linnartz.

Fotos

Berlin, Columbiahalle, 2025 Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus.

Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Energiegeladenes 90s-Revival: Skin und Band begeistern ein ausverkauftes Haus., Berlin, Columbiahalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta)

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