Die Republikaner klauen "Please Please Please Let Me Get What I Want" - zu viel für Johnny Marr.
Konstanz (mis) - Es ist nicht naheliegend, dass Donald Trump eine Schwäche für britischen Indierock hat, auch wenn die Smiths einen Titel im Programm haben, der wie auf den Republikaner zugeschnitten ist: "Bigmouth Strikes Again". Bekannt ist dagegen, dass der 77-Jährige für seine politischen Auftritte stets Musik auswählt, ohne vorher die Erlaubnis der jeweiligen Urheber*innen einzuholen.
Nun hat es die Smiths erwischt: Ihr 1984er Song "Please Please Please Let Me Get What I Want" erklang zuletzt bei einigen Trump-Veranstaltungen, etwa in South Dakota und gestern in New Hampshire. Trump will dieses Jahr ein zweites Mal für das Amt des US-Präsidenten kandidieren und ist diesem Ziel gestern nach der gewonnenen Vorwahl in New Hampshire ein großes Stück näher gekommen.
"Damit hätte ich in einer Million Jahren nicht gerechnet", so die Reaktion des früheren Smiths-Gitarristen Johnny Marr auf X, der entrüstet nachschob: "Betrachtet den Scheiß direkt als eingestellt". Marr komponierte die Musik des Songs, den Text schrieb Sänger Morrissey, so die gängige Arbeitsteilung der bis 1987 aktiven Band.
Ahh…right…OK. I never in a million years would’ve thought this could come to pass. Consider this shit shut right down right now. https://t.co/M6eYROedOy
— Johnny Marr (@Johnny_Marr) January 23, 2024
Einen ähnlichen Fall gab es bereits 2010, als sich der konservative britische Premierminister David Cameron mehrfach öffentlich als Smiths-Fan outete, bis Marr die Hutschnur platzte. Auf Twitter ließ er ihn wissen: "David Cameron, hören Sie auf zu sagen, dass Sie die Smiths mögen. Sie mögen sie nicht. Ich verbiete ihnen, sie zu mögen." Selbst Morrissey sprang kurz darauf seinem Ex-Kollegen in einem Akt seltener Eintracht bei. Das Duo ist seit der Bandtrennung zerstritten.
Wie sich Morissey zur Causa Trump positionieren wird, wovon auszugehen ist, bleibt dagegen, wie so vieles bei ihm, unvorhersehbar. Zwar bezeichnete er den Ex-Präsidenten vor dessen Amtszeit als "riesiges Ungeziefer", vollzog als Brexit-Supporter, Unterstützer der rechtsextremen Partei "For Britain" und einigen rassistischen Äußerungen in den letzten Jahren aber einen für viele langjährige Fans furchterregenden Turn nach rechts. Selbst Marr fühlte sich gezwungen, diese Entwicklung seines ehemaligen Partners zu missbilligen. Bis in die Zehnerjahre galt Morrissey auch dank Songs wie "The Queen Is Dead" und "Margaret On The Guillotine" als provokationslustiger Texter der linken Subkultur.
Ähnlich leidvolle Erfahrungen mit der republikanischen Partei machten in der Vergangenheit bereits zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, darunter Rihanna, die Beatles, Pharrell Williams, Elton John, Guns N Roses und Adele. Die meisten von ihnen beließen es bei einer öffentlichen Drohung an Trump, ihn zu verklagen, sollte er die Nutzung nicht unterlassen. Neil Young reichte 2020 eine Klage gegen Trump ein, die schließlich abgewiesen wurde.
2 Kommentare
Schwieriges Thema, kann auch verstehen das Musiker nicht wollen, das Songs mit bestimmten Themen in Verbindung gebracht werden.
Andererseits kann ja aber auch nicht bei jedem öffentlichen Abspielen eines Songs der Künstler vorher um Erlaubnis gefragt werden.
Ich weiß jetzt nicht, wie das bei den Amis geregelt ist, aber in Deutschland wäre doch die Nutzung der Mucke mit den GEMA Gebühren für die VA abgegolten, oder?
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