Da, wo Musik passiert, bevor sie rauskommt, live und ohne Handys. Dieses Mal u.a. mit Zah1de und Ennio.

Berlin (lru) - Keine Handys, kein Line-up – und trotzdem voll. Die 25. Ausgabe von "Unreleased Berlin", die am Samstag im Festsaal Kreuzberg stattfand, setzte erneut auf Spontaneität und Überraschung. Im Mittelpunkt stand Musik, die noch im Entstehen ist: unveröffentlichte Tracks, erste Live-Erfahrungen, Acts, die oft noch unter dem Radar laufen. Das Konzept erinnert an Try-out-Abende im Comedy-Bereich, nur geht es hier eben um zwei bis vier Songs statt Gags.

Schon beim Einlass war zu spüren, dass hier mehr als nur Musik geteilt wird. Feuerzeuge, Zigarettenpapier und Baklava lagen bereit, genauso wie Jägermeister oder Wasser. Draußen: eine kleine, durchdachte Chill-Area mit Sitzplätzen, Fächer gegen die Hitze und sogar handgeschriebenen Postkarten mit QR-Codes für ein Gewinnspiel. "Wer spielt heute?" – die Frage bewegte die Menge, bevor es losging. In der Crowd wurde gemutmaßt, auf Insta-Leaks verwiesen, Namen spekuliert.

Monny und Zah1de überzeugen

Die Künstlerin Bella machte den Auftakt, stimmlich eine Mischung aus Eli Preiss und Paula Hartmann, mit eigener Stimme und klarer Haltung. Spätestens beim zweiten Track gingen die Feuerzeuge hoch. Monny zog danach das Tempo an. Emotional aufgeladen, kraftvoll und mitreißend. Die Reaktion der Crowd zeigte, dass hier etwas funktioniert, auch ohne bekannte Namen oder polierte Inszenierung. Gerade der Verzicht auf Handys schuf einen Moment, der sich unmittelbarer anfühlte als viele große Shows.

PLH kam mit klarer Ansage: roh, direkt, kompromisslos. Der Satz "die ist noch richtig Straße" fiel – und passte. Danach betrat Sanko die Bühne. Mit Choreo und Merch gut vorbereitet, doch stimmlich wirkte der Auftritt eher solide als eindrucksvoll. Als letzten Act der ersten Hälfte kündigten die Veranstalter Zah1de an, für die es erst der zweite Live-Auftritt überhaupt war. Bekannt wurde die frisch 15-Jährige vor allem über TikTok-Videos. Zusammen mit ihrer Tanzgruppe Lunatix lieferte sie eine Performance ab, die richtig saß. Es wurde gesungen und getanzt.

Vollgas von der ersten Sekunde

Nach der Pause startete Aysar in die zweite Hälfte. Vollgas von der ersten Sekunde an. Danach brachte Yagut mit ruhigeren Tönen ein Gegengewicht. Eurothug lieferte starke Beats, performativ blieb aber Luft nach oben – das Playback dominierte, live kam wenig.

Tara Emely wiederum, trat zum allerersten Mal auf und überzeugte mit zwei Freundinnen im Rücken und viel Mut auf der Bühne. Der vorletzte Act Dante YN spielte souverän, war aber leider nicht besonders herausragend. Zum Abschluss dann Ennio: persönlich, emotional, mit einem neuen Song über seine Eltern. Ein starkes Finale - nur schade, dass er den ersten Track noch einmal als Zugabe brachte – das wirkte etwas uninspiriert.

"Unreleased"-Festivalankündigung für September

Kein Scrollen, kein Filmen, keine Ablenkung, nur Musik und volle Aufmerksamkeit. Die Crowd war da, laut, wach, durchgehend bei der Sache, trotz tropischer Temperaturen. Am Ende kam noch eine Ankündigung: Im Revier Südost soll am 20. September ein eigenes Unreleased-Festival stattfinden. Per QR-Code konnten sich Anwesende bereits eines der limitierten Loyalty-Tickets für 50 € sichern. Danach ging's weiter: Ein DJ übernahm, legte Hip-Hop auf, und der Raum blieb noch lange voll.

Organisatorisch war der Abend on point: Faire Gender-Verteilung im Line-up, durchdachte Details, liebevoll umgesetzt. Dass die Shows bisher immer unter der Woche stattfinden, ist schade, aber das kommende Festival dürfte das wettmachen.

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