laut.de-Kritik

Jesses, was für ein Geschrammel!

Review von

Nick Oliveri hatte in der Vergangenheit sicherlich allen Grund, angepisst zu sein. Wer fliegt schon gerne bei einer Band wie den Queens Of The Stone Age raus? Der Drops ist aber nun auch schon seit fast zehn Jahren gelutscht.

Dennoch scheint dem Multiinstrumentalisten mit dem Zickenbart auch heute noch jeden Morgen die Galle hochzukommen, wenn er an die Zeiten vor Mondo Generator und Co. zurückdenkt. Als bestes Beispiel für seine scheinbar nicht enden wollende Leidensphase präsentiert sich dieser Tage Oliveris neues Soloalbum "Leave Me Alone".

Zwar hat sich der Kalifornier mit Deen Ween, Marc Diamond, Blag Dahlia, Phil Campbell, Rex Everything, Bruno Fevery und Mike Pygmie jede Menge Unterstützung mit ins Boot geholt, doch im Grunde ist der Albumtitel Programm. Bis auf die Solo-Gitarren und den einen oder anderen Gastsänger macht Oliveri komplett alles alleine: Schlagzeug, Gitarren, Bass, Gesang und Produktion.

Nun hat ja die Vergangenheit gezeigt, dass eine DIY-Kur mitunter durchaus hilfreich sein kann, wenn es um das Abschütteln lästiger Dämonen geht. Im Fall von Nick Oliveri dürfte der Schuss aber eher nach hinten losgehen.

Während der Einstieg mit knallharten Danko Jones-Strukturen und bitterbösem Zähnegefletsche des Hauptverantwortlichen noch durchaus gefällt, wälzt sich im Anschluss eine nicht enden wollende Noise-meets-Hinterhof-Punk-Walze durch die Boxen, die gehörnte Albtraum-Gesellen eher nachhaltig füttert anstatt sie des Platzes zu verweisen. Jesses, was für ein Geschrammel!

Völlig uninspiriert und scheinbar nur auf Konfrontation aus schießt Oliveri aus allen Rohren. Mit dem bereits erwähnten Opener "Human Cannonball Explodes", "Get Lost (With Me)" und "The Void" präsentieren sich ganze drei Songs in einem halbwegs verdaubaren Zustand. Gesetzt den Fall, man steht auf schnaubenden Stoner-Punkrock mit Krawall-Attitüde. Der Rest des Albums poltert und krakeelt wie ein im Kofferraum eingesperrter auf Diät gesetzter Untoter aus "The Walking Dead". Der schnappt auch wahllos nach allem.

Mit kläffenden, teilweise durch den Effekt-Reißwolf gezogenen Vocals heftet sich Oliveri schepperndem Noise-Punk an die Fersen, die nur selten einer nachvollziehbaren Linie folgen. Songs wie die unförmigen Krachmacher "Keep In The Loop" und "The Robot Man" grüßen dabei aus den untersten Kellergewölben.

Hier bleibt wirklich kein Stein auf dem anderen. Glücklicherweise geht dem wutschnaubenden Glatzkopf nach einer halben Stunde bereits die Puste aus. "Leave Me Alone"? Kein Problem. Bin schon weg.

Trackliste

  1. 1. Human Cannonball Explodes
  2. 2. Keep Me In The Loop
  3. 3. Luv Is Fiction
  4. 4. Come And You're Gone
  5. 5. The Robot Man
  6. 6. Get Lost (With Me)
  7. 7. Leave Me Alone
  8. 8. The Void
  9. 9. Death Leads The Way

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