laut.de-Kritik
Partyseliger 80er-Hardrock mit klasse Arrangements.
Review von Ulf KubankeDie großen Polarisierer Nickelback treten einmal mehr an, allen Spott und alle Liebe entgegen zu nehmen, die Fan- und Medienwelt zu bieten haben. Album Nr. 9, "Feed The Machine" - ist das wirklich so furchtbare Musik, wie leidenschaftliche Hasser behaupten oder doch so wundervoll, wie ihre Fans betonen? Die Wahrheit liegt - wie so oft – in der Mitte und weist die Kanadier als passable bis ordentliche Rockband aus.
Nickelbacks Ansatz macht es auch hier Musikpolizisten und Genre-Puristen nicht leicht. Die Nu-Metal-Songs gehen in Punkto Härte nicht so weit wie einschlägige Szenebands. Der an anderer Stelle aufkeimende (Post)-Grunge-Faktor tendiert nie ins leidend Ideologische wie bei den Urvätern. Alles nichts für Trveness-Freunde!
Das ist jedoch kein Mangel oder gar weichgespülte Unentschlossenheit. Denn die dritte, sehr bedeutende und oft übersehene Säule Nickelbacks ist ihre Vorliebe für partyseligen 80er-Hardrock und AOR der Sorte Alice Cooper, Bryan Adams oder Def Leppard.
Solch eine Gratwanderung wäre ohne optimale Produktion nicht möglich. An dieser Stelle lassen Chad Kroeger und Co nichts anbrennen. Das Talent hierfür zeigen sie ohnehin seit langem. Auch als Coproducer und Mixer holen sie mit Chris Baseford den perfekt passenden Partner. Dieser verfügt über einen untadeligen Ruf, teilt ihre Vorliebe von zart bis hart und polierte u.a. bereits Mötley Crüe, Dokken oder Rob Zombie den Sound.
Auch auf "Feed The Machine" fällt das Ergebnis erwartungsgemäß glasklar, druckvoll und punktgenau aus. Anspieltipp hierzu: Die Uptempo-Nummer "Coin For The Ferryman" balanciert sauber zwischen 90er Alternative-Metal und klassischem 80er Hardrockstampfer.
Auch Nickelbacks Arrangements können sich hören lassen. Besonders das Wechselspiel beider Sechsaiter bleibt auf der Habenseite im Ohr. "For The River" etwa überzeugt mit guter Gitarrenarbeit und Groove. "Silent Majority" serviert ein effektives, fast schon unverschämt abgezocktes Rock-Arrangement.
Auch Nickelbacks Songwriting bietet manch lichten Moment. Ein Blockbuster wie "How You Remind Me" bleibt zwar außer Sichtweite. Dafür offerieren sie mit "The Betrayal (Act I)" etwas wesentlich Schöneres: Ein reines Instrumental als ästhetischen Gitarrensalat, leicht abgeschmeckt mit Metallicas legendären Akustikintros früher Scheiben. Bester Track der Platte und womöglich auch ihres gesamten Katalogs.
Daneben gibt es etliche solide Stücke wie das rauhe "The Betrayal (Act III)" oder den eklektischen Melodic-Rock-Homunculus "Home". Nette Routine! Als Ausreißer nach oben bewerben sich der schmissige Titelsong oder "After The Rain". Letzteres prägt eine melodisch und rhythmisch recht starke Strophe, die im Chorus folgerichtig im bereitstehenden Drama-Pool landet. So taugen Nickelback auch anno 2017 weder zu Verdammung noch zu Heiligsprechung.
19 Kommentare mit 18 Antworten
Na, da bin ich aber mal Überrascht, das Nickelback in der Rezi mal mehr als zwei Sterne bekommt. Mir gefällt das Album gut. 3-4 Sterne von mir.
3/5 für Nickelback(!) und auch noch von Anwalt(!!)? Hui!
Der Angwalt hat auch Lulu mehr als 1/5 gegeben, wenn ich mich recht entsinne.
Eben. Genau wie Edele-Rezensionen für mich ohne Aussagekraft.
Tja, ist der Ruf erst ruiniert... ^^ kann man auch mal ein solides Album raushauen. Klingt auf jeden Fall okay. Vorbei also die Liaison mit dem Shania-Twain-Produzenten.
Pickelback trifft es wohl eher
Das Humorverständnis von Nebelgeist schein ansteckend zu sein.
Bin seid Trying Not to Love You Riesenfan. Das sich Chad und die Jungs jetzt auch vemehrt politisch engagieren find ich auch klasse! 5/5 Sterne von mir. Macht weiter so Nickelback! Bleibt weiter das Juwel im heutigen Popeinheitsbrei!
Meine Stimme für das Posting des Tages hast Du!
Auf der Fakeaccount-Skala reicht es nur für eine 3/10
Ich muss zugeben, dass mir Corey Taylor so als Typ einfach recht sympathisch ist. Der ist locker, in Interviews auch mal selbstironisch und (im Gegensatz zu vielen Anderen in der Szene) auch kritikfähig. Dazu kommt, dass ich seine Stimme mag und das Soundgerüst wirklich passt. Dass das natürlich technisch nicht A-Liga ist sollte klar sein.