laut.de-Kritik
Evolutionsresistent wie ein Krokodil im gleichnamigen Fluss.
Review von Michael EdeleVocals, Guitar, Bass, Keyboards: Karl Sanders. Liest sich immer wieder beeindruckend, zumal der Kerl ja auch noch den Großteil des Songwritings und der Texte übernimmt. Wenn man sich Sanders mittlerweile aber anschaut, dürfte die Speisekarte ähnlich aussehen: Kuchen, Burger, Pommes, 8-Liter-Eimer Coke: Karl Sanders ...
Wie dem auch sei, als Mumie wird man den Nile-Brocken wohl kaum einlegen müssen, auch wenn natürlich auch "At The Gates Of Sethu" sich ausschließlich mit der ägyptischen Mythologie befasst. Somit sind die inhaltlichen und musikalischen Vorgaben eigentlich bekannt und seit Jahren auch mehr oder weniger dieselben.
Es scheint also beinahe schon ungerecht, einer Band wie Cannibal Corpse vorzuwerfen, immer wieder das gleiche Album zu veröffentlichen, während Nile sich im Laufe der letzten Jahre eigentlich auch so evolutionsresistent bewiesen haben, wie ein Krokodil im namensgebenden Fluss. Nile sind vermutlich noch eine Spur technischer und agieren in anderen Tonleitern, aber sonst?
Das mag auf den ersten Blick vielleicht abwertend klingen, soll aber nur mal als allgemeines Statement gelten. Schließlich ändert das nichts daran, dass sowohl Cannibal Corpse als eben auch Nile in ihren Genres zahlreiche Glanzlichter veröffentlicht haben, und auch "At The Gates Of Sethu" steht in dieser Reihe.
Zwar ist der Sound von Neil Kernon gewöhnungsbedürftig, weil er anscheinend den Bass vergessen hat, was die Sache vordergründig ein wenig dünn erscheinen lässt. Doch das bringt die Gitarrenarbeit und die unterschiedlichen Gesänge bestens zu Geltung. Das war in dem irrwitzigen Gebretter, das Sanders, Toler-Wade und Kolias regelmäßig auf die Welt loslassen, nicht immer der Fall.
Dabei zeigen sie auf "At The Gates Of Sethu" immer mal wieder Ansätze, von eingängigen Riffs und sogar der ein oder anderen Hookline. Leider reißen sie diese recht schnell wieder ein, ehe sie wirklich zur Entfaltung kommen kann. Doch wer eingängige, leicht zu konsumierende Musik will, greift auch nicht zu Nile.
Selbst ein maßgeblich schleppender Track wie "When My Wrath Is Done" mit seinen düster-atmosphärischen Keyboards, ist alles andere als leicht zu verdauen. Mit der Verdauung scheint auch irgendein ägyptischer Priester Probleme zu haben, wenn man sich die Intermezzi "Slaves Of Xul" und "Ethno-Musicological Cannibalism" so anhört. Letzterer scheint die Verdauungsphase allerdings schon hinter sich zu haben.
Lange Rede kurzer Sinn: wer mit Nile bisher seine Freude hatte, wird auch dieses Mal kaum enttäuscht sein. Zumal ich den Eindruck habe, dass die Ägyptologen in Sachen Atmosphäre und orientalischer Instrumentierung nicht nur im abschließenden "The Chaining Of The Iniquitous" im Vergleich zum Vorgänger die Nase vorn haben.
14 Kommentare
Find das Album deutlich schwächer als den direkten Vorgänger. Die Drittstimme auf dem Album zerrt manchmal auch ganz schön an den Nerven...
Hab ich von ein paar anderen auch schon gehört, find ich aber gar nicht.
Kleine Korrektur: Das Album heißt "At the GATE of Sethu". Habe ich komischerweise schon bei einigen Reviews falsch geschrieben gesehen, obwohl es doch dick auf dem Cover steht.
Zur Musik: Habe bisher nur die 2 Vorab-Tracks gehört und bin noch nicht wirklich begeistert.
ich finds irgendwie noch interessant. Vor allem die Altägyptisch angehauchten Texte mit ... so irgendwie "ägyptischen" Riffs tönt noch cool. Pagan goes South irgendwie. Why not, auf jeden fall spannend.
dieses gewisse Flair macht Nile wie auch Behemoth zu einem größeren Genuss als der übliche Death-Metal, der wirklich dermaßen einschlummern ist. Necros Christos eine Band aus Berlin geben, die ähnlich Atmosphäre schafft. Absu haben glaublich auch so einen Ancient-Touch.
Nach dem 5. oder 6. Durchlauf habe ich nun ein erstes Bild der Scheibe in mir. Tja, auch ich bin verwöhnt von der für mich besten Deathmetalband derzeit. Und die beiden Vorgänger waren göttlich.
Ja, der Sound nervt, kenn ich besser bei Nile.
Und All können was bei Nile, also möchte ich auch alle hören.
Nur die Drums des gesamten Albums sind geiler wie die masse der DeathmetalBands. Ja, dem ist so.
Es ist weiterhin ideenreich, verfrickelt, brettert wie Sau, kommt aber nicht an die beiden letzten Alben heran.