laut.de-Kritik
Bezaubernde und sehr melodiöse Vision einer besseren Welt.
Review von Kai KoppSting bekommt Konkurrenz! Mit Tiefgang, wie ihn heutzutage nur noch wenige Popmusiker an den Tag legen, überzeugt Nitin Sawhney als Persönlichkeit, als Künstler, als Reisender-auf-der-Suche und als Mensch. Auf seinem inzwischen fünften Album "Prophesy" lässt er uns an seinen inspirierenden Begegnungen mit Musikern, Politikern, Stammesoberhäuptern, Lehrern und Schamanen teilhaben. "Ich wollte mich mit der Wirklichkeit auseinandersetzen, und nicht in Süd-London sitzen und darüber schreiben, wie ich die Welt empfinde. Ich habe im Studio mit dem Grundgerüst des Albums begonnen, und bin dann um die Welt gereist, um seine Seele zu finden".
Mit einem hohen ästhetischen Bewusstsein ausgestattet, fällt es Nitin leicht, die kulturellen und musikalischen Eigenheiten der Länder und Kontinente miteinander zu verschmelzen. Dass es kein 'künstliches' World-Beat-Fusion-Album geworden ist, verdanken wir trotz seiner überwältigenden Kenntnis in Sachen Weltmusik, dem "Gefühl, das verschiedene Musikrichtungen miteinander verbindet." In Schubladen: Trip Hop, Drum'n'Bass, Rap, klassische indische Musik und Ausflüge zu Flamenco und Samba.
Sein Anspruch, soziale und spirituelle Themen in seinen Texten anzusprechen, widerspiegelt sich wortlos in seiner Musik. "In dem Album geht es darum, sich für verschiedene Sichtweisen der Welt zu öffnen". Nitins Worte für seine geistige und musikalische Vision einer besseren Welt. "Ich will eine neue Vorstellung von Balance vermitteln, ich hoffe, dass danach die Menschen die Zukunft anders sehen". Die bezaubernde, melodiöse Leichtigkeit, mit der 'Prophesy' aufwartet, macht es uns leicht, ihm in seine Gedankenwelt zu folgen. "Die Einstellung zur Zukunft, vor allem die der jungen Generation in den gönnerhaft 'Entwicklungsländer' genannten Teilen der Welt, waren für das Projekt besonders wichtig. 'Entwicklung' bedeutet nicht nur den materiellen Fortschritt, sondern auch das spirituelle und persönliche Vorankommen. Die Indianer und Aborigines zum Beispiel haben ein besonderes Gefühl für das Land. Sie wissen, dass einige Dinge aus dem Gleichgewicht geraten sind, und möchten sie wieder in's Lot bringen. Das Erstaunlich daran ist, dass sie trotz ihrer Isolation keine Bitterkeit verspüren."
Das Album ist - man ahnt es schon - nur etwas für ZuhörerInnen, die einem hohen künstlerischen Anspruch zugeneigt sind. Ein Anspruch, der intensives Zuhören voraussetzt. Der die hörende Auseinandersetzung mit Nitins musikalischem Ausdruck als Selbstverständlichkeit einfordert. So wie Nitin es als selbstverständlich erachtet, sich im Entstehungsprozess des Albums mit der Welt und den ihr innewohnenden Anschauungen auseinander zu setzen: "Ich habe im Studio mit dem Grundgerüst des Albums begonnen, und bin dann um die Welt gereist, um seine Seele zu finden."
Noch keine Kommentare