laut.de-Kritik
Von Black Metal mittlerweile meilenweit entfernt.
Review von Michael EdeleTag zwei nach der Wiedervereinigung oder im Falle von Nocte Obducta eben das zweite Album. Nach "Verderbnis (Der Schnitter kratzt an jeder Tür)", das unverständlicherweise als Nachfolger des legendären "Schwarzmetall – Ein primitives Zwischenspiel" angekündigt wurde, hofft manch einer nun darauf, dass dies mit der aktuellen Scheibe nachgeholt wird.
Diese Hoffnung wird leider zu keiner Zeit erfüllt, denn allein der Blick auf die Titel dürfte klar machen, was einen erwartet. Nicht umsonst heißt ein Stück "Dinner Auf Uranos", wie das zwischenzeitliche Nebenprojekt der Band. Während sich zahlreiche Black Metal-Bands immer mehr dem Shoegazing hingeben, agierten Nocte Obducta schon immer ein wenig abseits jeglicher Sparten.
So hat der Begriff Black Metal den Kern des Pudels nie wirklich getroffen. Wobei man die Raserei und die klirrenden Gitarren des Genres mittlerweile eh nur noch in minimalen instrumentalen Ausbrüchen wie etwa im Opener "Kerkerwelten Teil 1" oder manch aggressivem Gesangeinsatz findet.
Atmosphäre ist das Gesetz, dem sich alle Kompositionen unterordnen. Und diese ist gewohnt düster, kalt, fast schon trostlos, was sich einmal mehr in der Wahl der Titel spiegelt. So ganz ohne Längen kommt "Umbriel" aber nicht aus. Gerade das instrumentale "01-86 Umbriel", das die Umkreisung des dunkelsten der Uranus-Monde musikalisch beschreiben soll, bietet für meinen Geschmack zu wenig, um über die volle Distanz Spannung zu bewahren.
Auch das knapp 15-minütige "Dinner Auf Uranos" hat trotz jazziger Momente ebenfalls mit Längen zu kämpfen. Vor allem, wenn der digitalisierte Frosch nach knapp zehn Minuten durch die Gegend quakt. Das bekommen Nocte Obducta bei "Leere" deutlich besser in den Griff.
"Umbriel" ist einmal mehr kein Album geworden, das man bei Sonnenschein oder mal so nebenher hört. Man muss sich konzentriert darauf einlassen, am besten unterm Kopfhörer. Bin mal gespannt, was ein Teil der Herren mit Agrypnie vorlegt.
6 Kommentare
aber ... wenn das Konzept über dem Genre (besonders dem Black / Death-Metal) gehalten wird, ist das doch eher begrüssenswert?
"Atmosphäre ist das Gesetz, dem sich alle Kompositionen unterordnen. Und diese ist gewohnt düster, kalt, fast schon trostlos, was sich einmal mehr in der Wahl der Titel spiegelt."
und ist sie gut umgesetzt?
PS: ich persönlich finds eigentlich sowieso generell gut, wenn man auf gesteckte Genregrenzen kackt.
Ist mir aufgefallen, weil es auf Metalnews die Höchstwertung bekommen hat. Das Vorgänger Album hatte mich bis auf den Schlusstrack nicht wirklich überzeugt. Aber mal sehen, wie Umbriel klingt. Eddy is ja eher konservativ wenn's zu den hippen Metal Sub-Genres kommt. Immer wieder interessant solch ein Review hier zu sehen.
Ob Black Metal oder nicht, ist doch wurscht, Hauptsache, die Mucke stimmt. Mann, Eddy
Ach Kinners, mir is das doch sowas von schnuppe, ob das Black Metal is oder nicht. Die Diskussion kommt halt nur immer wieder auf, deswegen hab ich das auch mal mit erwähnt. Solange die Mucke stimmt, kann das auch Kuhfladenmetal heißen, da geb ich dir 100%ig recht!
eben