laut.de-Kritik

Dieser Rap zeigt Respekt vor dem anderen Geschlecht.

Review von

"I don't want you to be mine, I just want you to be your own!" Huch, so was erwartet man in Zeiten von "Candy Shop", "I'm A Hustler, Baby" und "Arschficksong" eigentlich nicht von den Musikschaffenden des Hip Hop. Macht man sich aber bewusst, wer hinter diesen Zeilen steht, nimmt das Bild eine etwas andere Gestalt an. DJ Vadim, der Produzent hinter One Self, gilt seit jeher nicht nur als eine der treibenden Kräfte im Hip Hop der östlichen Hemisphäre, sondern ist auch aufgrund seiner Andersartigkeit bekannt.

Für das Projekt One Self hat sich der in London lebende Russe zwei weitere Mitstreiter ins Boot geholt: Blu Rum 13, ein New Yorker Emcee, den es vor einigen Jahren nach Kanada verschlagen hat, und die Rapperin Yarah Bravo, deren Wurzeln in Chile, Brasilien und Schweden liegen. Es geht also multikulturell zu auf "Children Of Possibility". Und das hat bekanntermaßen dem Genre Hip Hop noch nie geschadet.

Schon mehr als einladend zaubert sich der Opener "Fear The Labour" ins Herz des freigeistigen Heads. Ein simples, orientalisches Gitarren-Sample, klickende Drums und ein hypnotisierender Bass unterlegen Blu Rums gemeingefährliche Raps, dessen Stimme sich allenfalls vielleicht noch mit Aesop Rock vergleichen ließe. "I don't fear the labour, check the dirt beneath the fingernails. Sweaty shirt, memory lacks." Wow, One Self hat es mir schon nach dem ersten Track angetan.

Gleich mit dem darauf folgenden Song ("Trying To Speak") unterstreicht Vadim, bei welchem Label er unter Vertrag steht. Hier klebt auf jeder Synthie-Line, jedem verzerrtem Loop, auf jedem Schuss in den Elektro-Kosmos eindeutig das Label Ninja Tune. "Be Your Own" liefert schließlich die eingangs erwähnte Hookline, die schön zeigt, dass Respekt vor dem anderen Geschlecht dem mit Endorphinen gedopten Rap durchaus gut steht. Vadim lässt dabei wunderbar den Beat an der langen Leine, bis Yarah und Blu Rum die Drums wieder einfangen.

Bei "Temptation", "Over Expose" und "SD 2" hängen die Produktions- und Rap-Leistung ein wenig durch, dafür macht das zauberhafte "Bluebird" diese kreative Ruhepause doppelt wett. Zurückgelehnte Siebziger Jahre Rock-Licks und ein souliges Sample betten Yarahs Reime auf einen sanften Smooth-Rap-Teppich der Extraklasse. Auf "Paranoid" wird es dem Titel entsprechend noch mal ein wenig hektisch, was man aber spätestens nach den meditativen Klängen auf "Hollow Human Beings" vergessen hat.

Ganz generell bestimmen indisch-orientalische Klänge das Bild von "Children Of Possibility". One Self erweitern ihre kulturell-musikalische Palette also um eine weitere Farbe. Der orientalische Sound eines russischen Produzenten, gepaart mit Reimen eines amerikanischen Emcees und einer südamerikanisch-europäischen Rapperin ist höchstwahrscheinlich nicht jedermanns Sache. Wer sich jedoch auf den multikulturellen Kosmos von One Self einlässt, wird das nicht bereuen.

Trackliste

  1. 1. Fear The Labour
  2. 2. Trying To Speak
  3. 3. Be Your Own
  4. 4. Temptation
  5. 5. Over Expose
  6. 6. Bluebird
  7. 7. SD2
  8. 8. Paranoid
  9. 9. Hollow Human Beings
  10. 10. Cupid Smiling The Smile
  11. 11. Sunshine
  12. 12. Unfamiliar Places

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