laut.de-Kritik
Trotz Ärzte-Trommler Bela B. ein enttäuschender Thrillersoundtrack...
Review von Michael SchuhBei Kaliber Deluxe handelt es sich um einen deutsch-österreichischen Action-Thriller, der mit dem Werbeslogan "Harte Jungs, schwere Waffen, leichte Beute" daherkommt. Die Story: zwei (österreichische!) Gangsterbanden geraten einander bei einem Coup in die Quere, es kommt zu gemeinen Verstrickungen und plötzlich steht eine schöne Studentin im Mittelpunkt des Geschehens, die wahrscheinlich die leichte Beute für harte Jungs mit schweren Waffen darstellt.
Einen der harten Jungs spielt Ärzte-Trommler Bela B., der aufgrund seines Hauptberufs natürlich prädestiniert für die Mithilfe am Soundtrack gewesen ist. Gleich dreimal greift er ins Geschehen ein: die seit Wochen cliprotierende Single "Leave", gesungen mit der Berlinerin Lula, ist schon ein ziemlich übler Schmachtfetzen. Im Film untermalt er allerdings eine heisse Liebesnacht-Szene, bei der vielleicht auch ich herzerweichend die Hände meiner Freundin suchen würde.
Voll und ganz stelle ich mich hinter "Chocolate For The Tears", einem Duett mit Lemonbaby Diane. Genau sowas haben wir alle von Natalie Imbruglia nach "Torn" erwartet. Herrlich. Schon wollte ich entrüstet aufschreien, wieso in aller Welt dann das triefende "Leave" ausgekoppelt wurde, als ich erfuhr, dass "Chocolate" natürlich auch eine Single wird. Man ist ja nicht kleinlich im Hause Eastwest.
Allerdings stellt sich nun die Frage, wer den Soundtrack noch braucht, aufgefüllt mit Film-Scores und Pulp Fiction-Coolness imitierenden Sprachfetzen mit Schauspielheroen, von denen mir Dieter Pfaff als einziger namentlich bekannt ist. Bela B. steuert mit "Der Baldower" noch eine Solonummer bei, die Farin nie auf ein Ärzte-Album gelassen hätte, ansonsten versucht die Combo Die Lothringer Feat. Haymon M. Buttinger ihrem hölzern klingenden Namen auch musikalisch beizukommen. Das klingt dann wie die Lordz Of Brooklyn, nur ohne Drogen und ohne Hip Hop.
"Fuck All" heisst es bei ihnen an einer Stelle unverblümt. Überträgt man diesen Songtitel auf den ganzen Soundtrack - obwohl, nein, das geht jetzt wirklich zu weit, das ist kein faires Ende einer Plattenkritik. Aber noch ein Hinweis: die Maxi-CD "Chocolate For The Tears" von Diane Lemonbaby und Bela B. kostet gute 15 DM weniger als diese CD, dafür kann man sogar noch in den Film gehen.
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