laut.de-Kritik
Streicheleinheiten mit musikalischem Tiefgang und einem Schuss Afrika.
Review von Kai KoppWow, was für eine hinreißende Filmmusik. Noch bevor ich "Nirgendwo In Afrika" im Kino sah, hatte ich schon mindestens vier Versionen in meinem Kopfkino durchlebt. Dramatische Szenen und liebevolle Kleinigkeiten werden hier klanglich erzählt, immer vom roten Faden verfolgt, der die Handlung nach vorne treibt, weiter und weiter. Deshalb klingen auch einige Songfetzen (mit Spielzeiten zum Teil unter einer Minute), als ob sie noch etwas vor hätten und dringend weiter müssten.
Niki Reiser zeichnet verantwortlich für den Soundtrack zu Caroline Links neuem Film "Nirgendwo In Afrika". Der Schweizer Komponist studierte in Berklee Flöte und Komposition / Arrangement mit Hauptfach Filmscoring. Seinen bislang größten Erfolg feierte er 1996 mit "Jenseits Der Stille", ebenfalls mit Caroline Link als Regisseurin. Für diesen großen Wurf erhielt er 1997 sowohl den bayrischen als auch den Bundesfilmpreis.
Jetzt ist das Dream-Team mit einem neuen gemeinsamen Werk wieder unterwegs. Die immer etwas melancholische Stimmung des Films (er erzählt die Geschichte einer jüdischen Nazi-Deutschland-Flüchtlingsfamilie in Kenia) drückt sich musikalisch durch die hervorragenden Streicherarrangements aus, in die die afrikanischen Gesänge und Grooves perfekt eingebettet sind. Den Plot unterstützen einerseits die vielen angedeuteten Tracks, andererseits erzählen auch die Titel mit ordnungsgemäßer Song-Länge eigene Geschichten, und durchlaufen dazu gewaltige Wandlungen.
Eine wahre Freude, diesen sich ständig entwickelnden und fortschreitenden Kompositionen auf ihrer Reise zu folgen. Die Klarheit und bestechende Einfachheit der Musik erinnert an Arvo Pärts "Fratres". Auch Vergleiche zu Craig Armstrong sind gestattet. Dessen neues Album "As If To Nothing" erscheint übrigens im April und ist noch ruhiger als sein Vorgänger "The Space Between Us".
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