laut.de-Kritik
Punk neben Klassik: Auch die CD zum Skinhead-Film hegt die Gegensätze.
Review von Michael SchuhKaum ein anderer Film sorgte in den letzten Wochen für mehr Wirbel in den deutschsprachigen Kinos als Oi! Warning. Im Anschluss an die Erstaufführung des Films in Dresden sollte nach Vorstellung der Regisseure eine Podiumsdiskussion stattfinden, die jedoch wegen völlig verblödeter Skins und deren physischer Schlagfertigkeit im Vandalismus endete, weswegen die Zwillinge und Macher des Film fortan, auf ihrer ostdeutschen Tournee, polizeilich geschützt werden mussten.
Inhalt des Streifens ist die Geschichte von Janosch, einem aus der Provinz stammenden Jugendlichen, der in der Stadt seine Identität zwischen der Punk- und Skinheadszene zu finden sucht. Die zwischen den Milieus vorherrschenden, fast unüberwindbaren Unterschiede werden auch auf dem Soundtrack deutlich. Obwohl auf diesem nicht den Szenen selbst Musik zugeordnet wird, somit also nicht ein Punksong auf ein Skinlied folgt, wird der Kontrast hier ebenso deutlich:
Bert Kaempfert folgt auf Bad Manners, Desmond Dekker auf Loikaemie, G.F. Händel auf Smegma, Smegma auf A. Gilberto und Terrorgruppe auf Pepe Leone. Punk gegen Klassik, Latino gegen Deutsch, gutbürgerlich gegen "soziale Randgruppe", Harmonie gegen Dissonanz, perfekter Raumklang gegen Garagengeschreddel - doch trotz jener Kluft des Gegensatzes schließt sich der Soundtrack auf gewitzte Weise zu einem Ganzen und bildet hiermit wieder einen Kontrast zur Realität.
Der Mix, der für den Schwarz-Weiß-Film hergestellt wurde, untermalt selbigen eindrucksvoll und kann aus diesem Grund als überaus gelungen beschrieben werden. Aber auch für den Audiogebrauch ist er wegen seiner Bandbreite an Stilrichtungen und aufgrund Terrorgruppes Titelsong eine lustige Sache. Unverständlich bleibt mir nach wie vor, weshalb Punk so schlecht produziert wird - "...has' mir mal'n flach'n Sound oder'n Rausch'n..?" - oder sind Punkohren einfach billiger?
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