laut.de-Kritik

Volle Ladung Glücklichsein oder Mystik-Soul-Mucke mit Atlantis-Gelaber.

Review von

Mal ehrlich, was will man von einer Platte erwarten die "Stars Inspired By Atlantis" heißt? Stimmt genau, nicht viel. Aber der Name ist Programm. Da alle Stars sich ja von der mysteriösen Insel "inspired" fühlen, verarbeiten sie das Thema "Atlantis" einfühlsam in ihren Texten. So eine idiotische Idee kann ja nur völlig in die Hose gehen.

Den Anfang des traurigen Reigens machen die No Angels, die zusammen mit Altpopper Donovan seinen passenden Song "Atlantis" wieder aus den verstaubten Archiven geholt haben. Es wäre wohl besser gewesen, wenn man die dicke Staubschicht auf der Platte gelassen hätte: der alte Mann rollt dermaßen das "R" und redet so schrecklich allwissend daher, dass es einen vor Weisheit grauenvoll schüttelt.

Danach quäkt der S Club 7 und lässt die ohnehin schon geringe Lust an diesem Soundtrack ganz verfliegen. Für den absoluten Anhörlustkiller sind hier aber noch ein paar andere heiße Kandidaten am Start, die mit ihrer Mystik-Soul-Mucke inkl. dummen Atlantis-Gelabers wirklich alles auf eine Karte setzen. Ganz vorne dabei ist der gute alte Langhaardackel Gil, der mit seinem Refrain "heaven is a place for no one or for everyone" seine lyrischen Qualitäten eindrucksvoll unter Beweis stellt; S Club 7, die sich völlig daneben als "Blues Brothers 2001" vorstellen, können auch mithelfen und sogar Glashaus, die jetzt einen auf Soulröhre macht und dabei von einigen peinlichen blacken "ahas" und "Yeahs" unterstützt wird, steht mit auf dem Treppchen.

Der komplette Sampler ist zielsicher auf bestimmte Filmszenen angesetzt. Dass diese bei Disney Weihnachtsfilmen immer ähnlich ausfallen, dürfte klar sein. Achtzig Prozent der Songs könnten etwa zu einer Szene passen, in der die Hauptcharaktere sich mühsam irgendwo einen Berg hoch quälen, um dann von breitem Streichersound begleitet ihr lang ersehntes Ziel zum ersten Mal zu erblicken. Kollege Marilyn Mengele würde dieses fulminante Songende mit den Worten "da hat wohl gerade jemand die Bundeslade aufgemacht" beschreiben. Besser kann man diesen Sound nicht bildlich machen.

"Atlantis" ist ein Familien-Happy-Christenfest-Film, was sich leider auch im Soundtrack bemerkbar macht. Er gibt einem die volle Ladung Glücklichsein. Vor lauter "Enjoy Your Life" oder "Come Take My Hand"- Blablabla sind jegliche Selbstmordabsichten schon nach kurzer Zeit weit verflogen. Jedenfalls bis zum nächsten katastrophalen Disney-Soundtrack ...

Trackliste

  1. 1. No Angles & Donavan - Atlantis
  2. 2. S Club Seven - Never Had A Dream
  3. 3. Glashaus - Du Und Ich
  4. 4. Bobo - Come Take My Hand
  5. 5. Curly - Don't Walk Away
  6. 6. LFO - Superhero
  7. 7. Fury In The Slaughterhouse - On My Way To Atlantis
  8. 8. Juliette - Like An Ocean
  9. 9. J-Live - Atlantis
  10. 10. Laith Al Deen - Es Tut Mir Leid
  11. 11. Jeanette - No Good At All
  12. 12. Gil - Go And On
  13. 13. Mandoki - Playing With The Time
  14. 14. Bosson - Bye Bye Girl
  15. 15. Jennifer Rush - You And I
  16. 16. Judith - Here I Am
  17. 17. Nena - Carpe Diem
  18. 18. Play - Us Against The World
  19. 19. Destiny's Child - So Good
  20. 20. Snap - World In My Hands

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