laut.de-Kritik
Erfolgreiche Balladen und alibimäßig coole Trendmucke.
Review von Stefan JohannesbergDer Film mit dem endgültig zum Mainstream konvertierten Nicholas Cage zeigt Dickens Weihnachtsgeschichte im 2000er Gewand. Da man aber Bill Murray in "Die Geister, die ich rief" nicht toppen kann, werde ich mir den Film nicht ansehen und mich lieber mit dem Soundtrack beschäftigen. Die Musikerliste kann sich sehen lassen, doch das Konzept ist auch leicht durchschaubar.
Man nehme zuerst erfolgreiche Balladen von Pop/Rock-Schwergewichten wie U2 ("One"), Seal ("This Could be Heaven"), Chris Isaak ("Wicked Game") und Mr. Big ("To be with you"). Diesen füge man hinzu anspruchsvolle Musik von Elvis Costello und Talking Heads. Als alibimäßig coole Trendmucke müssen diesmal Morcheeba herhalten. Die eigens für den Film komponierte Musik versteckt man dann ganz am Schluss. Was vergessen? Ach ja, seit Tarantino müssen soulige Oldies mit von der Partie sein (Delfonics, Blue Magic) und seit "Philadelphia" dürfen auch keine Opernarien mehr fehlen (Pavarotti).
Wie bewertet man nun eine solche Zusammenstellung? Die meisten Stücke kennt und liebt man (Talking Heads, U2, Morcheeba usw.). Also picke ich mir mal die ziemlich schleimigen Soul-Perlen heraus. Die Delfonics, die in "Jackie Brown" schon eine wichtige Rolle spielten, lieferten mit ihrem "LaLaLa means I Love You" '68 eines der schönsten Liebeslieder aller Zeiten ab. Ähnlich kitschig, aber nicht ganz so superb ist die "Sideshow" von Blue Magic aus dem Jahre 1974. Diesen beiden Schmachtfetzen ist es zu verdanken, dass die CD nicht zum Abschuss frei gegeben wird. Denn allein die Pavarotti-Arie "La Donna E Mobile" kommt einem dank der Pizza von Dr. Oetker aus den Ohren wieder raus.
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