laut.de-Kritik

Rapper-Ausflug in den Buena Vista Social Club.

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Wann, wenn nicht im Hochsommer, haben Latino-Rhythmen Saison? Pünktlich zur heißen Jahreszeit stehen die Orishas wieder auf der Matte: Kubas freundlicher Rap-Export führt ein neues Album im Gepäck. Doch, ach: Nummer fünf ergeht sich, statt in der finsteren Wucht längst vergangener Tage, weitgehend in harmloser Nettigkeit.

Wie "Cosita Buena" klingt, wenn Rapper einen Ausflug in den Buena Vista Social Club unternehmen. Die Bässe werden ein wenig aufgedreht, bis sie ordentlich in der Magengrube zu spüren sind. Es darf gescratcht werden. Ansonsten regiert traditionelles Instrumentarium mit reichlich Percussion und meist gedämpft aus dem Hintergrund operierenden Bläsern.

Die beiden exzellenten Reimer am Mikrofon gehen in der farbenfrohen, quirligen Flut beinahe unter. Zudem beständig flankiert von stets etwas klagendem Gesang, fällt es schwer, sich angemessen an den locker hingeworfenen Zeilen zu freuen. Dennoch: Guerrero und Ruzzo beeindrucken genug, um mir wieder einmal vor Augen zu führen, wie überaus bedauerlich es doch ist, des Spanischen nicht mächtig zu sein.

Über dem funktriefenden Basslauf von "Maní", zu Bass und Akustikgitarre in "Que Quede Claro" oder im zumindest während der Strophen etwas reduzierter, schlanker gehaltenen "Melodías" kommen die beiden grundverschiedenen Arten, mit Silben und Tonlagen zu spielen, blendend zur Geltung. Der Gesang Roldán Riveros ist zwar an sich ebenfalls nicht zu verachten, tönt jedoch ungeachtet der herrschenden Stimmung Track für Track verteufelt ähnlich und verschiebt den Gesamteindruck deutlich in Richtung Pop. Die Resultate dieser Allianz geraten fröhlich, tanzbar, durchaus clubtauglich - und eben ein bisschen langweilig. Lasst uns die Rapper behalten. Den Sänger schicken wir derweil ... hmm ... Mojitos mixen? Wie wär's?

Dass eigentlich viel mehr und um Welten Interessanteres zu ernten wäre, zeigt der walzende Genickbrecher "Machete": Wenn sich Streicher zu einer breitwandigen, düster drohenden Kulisse auftürmen, vor denen sich, wie geduckt und jederzeit bereit zum Sprung, zwei hervorragende MCs in Szene setzen, ist die vorangegangene gefällige Soße vergessen und verziehen.

"Isi" setzt mit nur vereinzelt ertönenden Bläsern, einigen elektronischen Effekten, Scratches und hallenden, weit tragenden Drums und Gesängen, die beinahe afrikanisch anmuten, noch einen drauf. Eingerahmt von einem Pianolauf stehen sich hier langgezogene Töne und kleinteilige, frickelige Percussion Nase an Nase gegenüber. Mehr Tracks dieser Qualität, ich würde umgehend einen Volkshochschulkurs belegen. Spanisch für Anfänger.

Bloß schade, dass der sich soeben entfaltende positive Eindruck vom abschließenden, völlig überfrachteten "Hip Hop Conga" über den Haufen gerannt und bis zur Unkenntlichkeit verhunzt wird: Ich fühle mich, wie ungefragt in ein Zelt auf einem karibisch angehauchten Oktoberfest verpflanzt. Da wollte ich ganz sicher nicht hin.

Trackliste

  1. 1. Cosita Buena
  2. 2. Maní
  3. 3. Bruja
  4. 4. Camina
  5. 5. Guajira
  6. 6. Burrón
  7. 7. Mírame
  8. 8. Que Quede Claro
  9. 9. Machete
  10. 10. Isi
  11. 11. Público
  12. 12. Melodías
  13. 13. Hip Hop Conga

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