laut.de-Kritik
Robbies Vorband geht kein Risiko ein.
Review von Benjamin Fuchs"Power-Pop" nennt Sänger Jason Pebworth den Stil seiner Band Orson. Mal ehrlich: Wer auf einem Konzertplakat mit Bands, die er nicht kennt, die Kurzbeschreibung "Power-Pop" liest, würde doch nicht wirklich hingehen oder? Und wenn - selbst schuld. Denn dort warten einerseits nette Schwiegersohn-Idealbesetzungen mit Zahnpastalächeln und andererseits Pop, der alles andere als Power bietet. Damit Orson diese Schublade erspart bleibt, nennen wir ihr musikalisches Erzeugnis doch schlicht "Pop mit reichlich Gitarrenriffs".
Der Opener und Titeltrack des Debüts "Bright Idea" beginnt behäbig mit ein paar dahingeworfen Gitarrensounds. Pebworth kämpft gegen die atmosphärische Leere an. Im Refrain läuft auf einmal alles wie geschmiert: Stakkato-Gitarren drunter, geschlagene, kraftvolle Distortionakkorde drüber. Ein Popsong, der Kraft hat und Spaß macht.
Orson haben kürzlich ihren Bekanntheitsgrad in Deutschland enorm nach oben geschraubt. Als Vorband von Robbie Williams hat der Fünfer zudem einmal hautnah gesehen, wie jemand hierzulande 80.000 Leute pro Abend anlocken kann, der in den USA so bekannt ist, wie eine Fischfrikadelle in der Sahara.
Orson haben beste Chancen, nach ihrem Erfolg in England jetzt auch in Deutschland durchzustarten. Die Single "No Tomorrow" schiebt mächtig und ist mehr als hörbar. Gutes, aufbrausendes Zeug. So verzeiht man ihnen auch den Durchhänger in der Mitte, das "Start Me Up"-mäßige Gitarrenriff und die höchst unbefriedigenden Refrains von "Happiness" und "Downtown".
Sanftere Töne schlagen die Kalifornier gegen Ende an. "Look Around" ist ziemlich kuschelig und gefühlvoll, erinnert an Vega 4 - wenn diese sich mit Kuschelrock 1-4 gepaart hätten. Am Ende noch eine kleine Steigerung, volle Soundkulisse, nett.
"Bright Idea" stellt ein sauber heimgefahrenes Album mit etlichen starken Songs dar. Orson gehen kein Risiko ein und so klingt es eben manchmal auch. Routiniertes erstes Mal. Wer "No Tomorrow", "Already Over" und "Look Around" gehört hat, kennt eigentlich schon das gesamte Klangspektrum der Platte. Schlecht ist das Teil deshalb aber noch lange nicht.
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