laut.de-Kritik

Der Titel sagt alles.

Review von

Panda ist eine Berliner Band um die Schauspielerin Anna Fischer. Dass die Sängerin aus der Hauptstadt kommt, ist auch nicht zu überhören, schmettert sie ihre Songs doch im breitesten Dialekt heraus. Schon zu Anfang der Single "Jeht Kacken" macht sie klar, dass sie von Kritik oder der Meinung anderer Leute offenbar wenig hält.

Ein langsames Intro und ein trotzig frecher Text steigern sich zu einem schnellen Punk-Refrain, der alle nervenden Leute gleich vier Mal zum Gang zur Toilette auffordert. Der Song an sich ist nicht weiter aufsehenserregend und erinnert an einen wütenden Teenager, der seinen Frust über die Welt in einem Song hinausschreit.

Irgendwie verschwindet dieses Bild auch bei den nächsten Songs nicht und es beschleicht einen das Gefühl, die Sängerin suche verzweifelt nach etwas, worüber sie sich aufregen kann. Egal was, hauptsache man ist wütend. So beschwert sie sich bei "Terror Anna Türe" über nervige Versicherungsvertreter und in "Meene Wohnung" über ihr mangelndes Ordnungsbewusstsein.

Da stellt sich mir die Frage, warum lässt sie die Tür nicht einfach zu und putzt, dann hat sie auch keine Probleme mehr. Mangelnde Inspiration, was die Themen der Songs betrifft, ist leider nicht das einzige Problem an Panda. Im Grunde ähneln sich alle Songs in Rhythmus, Tempo und Klang. Allein schon die Intros hören sich irgendwie immer gleich an.

Dass die Band etwas von Komposition versteht, ist zwar ersichtlich und abzüglich der Stimme muss man vielen Songs auch durchaus Ohrwurmpotential attestieren. Abwechslungsreich ist das Ganze allerdings nicht. Ich möchte der guten Anna auch nicht jegliches Talent absprechen, ihr Vortrag ist aber sehr gewöhnungsbedürftig, vor allem wenn sie voller Enthusiasmus ins Mikro quietscht, kreischt oder auch nur krächzt.

Es gibt Ausnahmen: In "Du Kotzt Ma An" säuselt sie ganz sanft "Ick lieb da trotzdem". In "Hierbleiben" singt sie sogar. Dieser Flamenco-ähnliche Song ist insgesamt noch der beste und handelt von der Hassliebe der Sängerin zu Berlin. Dieses kurze Aha-Erlebnis vergeht leider viel zu schnell wieder, vor allem wenn man genauer auf die Texte achtet. "Stefan & Tina, zwei waschechte Berlina" heißt es an einer Stelle oder "Komm im Bad nie ausm Knick, brauch jenauso lange wie ick".

Den Ratschlag "Halt die Klappe, halt dat Maul, halt die Fresse, halt die Schnauze", der in "Schnauze" so freundlich erteilt wird, will man irgendwann am liebsten der Sängerin selbst erteilen. Oder wie sie selbst feststellt: "Ick will der Welt wat sagen, wat von hoher Relevanz, dazu muss ich ne Message haben, aber mir fällt nix ein nur Firlefanz". Kann man so sagen.

"Tretmine" ist voll auf Punk getrimmt, schickt eine scheinbar rotzfreche und unverblümte Berliner Göre als Frontfrau ins Rennen und wartet sogar mit dem Ärzte-Basser Rod Gonzales als Produzenten auf. Sachen gibts.

Es reicht letztlich aber nicht aus, mit Worten wie Rotze, Scheiße oder Kotze um sich zu werfen und dazu ein paar Akkorde zu schraddeln. Gut, vor einer besoffenen Meute in einem kleinen verrauchten Laden vielleicht, auf einem Studioalbum geht das Konzept jedenfalls in die Hose. So leid es mir für Anna tut: Schuster bleib bei deinen Leisten. Wende dich besser wieder der Schauspielerei zu, da sind auch die Texte vorgegeben.

Trackliste

  1. 1. Jeht Kacken - Radio Mix
  2. 2. Du Kotzt Ma An
  3. 3. Frauen & Männer
  4. 4. Sex Umschreiben
  5. 5. Hierbleiben
  6. 6. Dinge
  7. 7. Stefan & Tina
  8. 8. Herzschmerzkacke
  9. 9. Schnauze
  10. 10. Terror Anna Türe
  11. 11. Meene Wohnung
  12. 12. Manno Wat Is'n Dabei

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LAUT.DE-PORTRÄT Panda

Schnoddriger Garagenrock mit Berliner Schnauze: so kann man Panda kurz zusammenfassen. Doch natürlich ist die Newcomerband aus Berlin noch viel mehr.

14 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    Bin ich einfach ein schlechter Mensch oder warum liebe ich es wenn eine Band mal so richtig auseinander genommen wird? Aber wenn es einer verdient hat diese Idioten. Mal ganz gemütlich auf den Zug der Berlin-Fanatiker aufspringen und für bessere Promotion Rod vom Label auf's Auge gedrückt bekommen. Dann noch ordentlich miese und trashige Videos und jeder Punk sollte vor Glück weinen. Traurig.

  • Vor 17 Jahren

    Schön eigentlich, dass nach dem, sagen wir mal: "ausgestellten Armutszeugnis in Sachsen Platte machen" auf der Heimatseite von Panda der LAUT-Link zu sehen ist. Sachen gibts.!?

  • Vor 17 Jahren

    ziemlich bescheidene band.ich hab mal ein konzert von denen im radio gehört-unterste schublade.

  • Vor 17 Jahren

    Für mich gibts 5 Punkte für den schön platzierten Panda-Werbe-Banner in der Kritik! :D

  • Vor 17 Jahren

    Einen einzigen Punkt nur?? Oh je... Habe zufällig gerade eben den Film "Lichter" gesehn, in welchem Anna Fischer ihre erste (winzige) Rolle hatte. Ein nachdenklicher, sehr sehr trostloser Streifen voller Hoffnungslosigkeit. Mit Notwist!

    "Hierbleiben" fand ich fürs erste eigentlich ganz gut. Aber ich will gar nix weiter sagen, kenn' außer "Jeht kacken" auch sonst nix.

    Das heißt... Was heißt hier "sogar mit dem Ärzte-Basser Rod Gonzales"? Muss man jetzt schon eine Art Pflicht-Respekt vor dieser "Institution" haben? Vielleicht ist die Produzentenschaft ja gerade das Problem. Panda erfülle eben nicht 'den Standard, den Rockmusik heute' (angeblich) 'erfüllen' müsse meint Gonzales. So so. Nun klingts halt nach seinem Standard.

  • Vor 8 Jahren

    Alsooooo, jetzt mag ich dazu auch mal was sagen.... Immer wieder denke ich an die Band und ich hab das Album sogar noch auf meiner alten Festplatte und gerade eben reingezogen..... WO SEID IHR DENN????? Ich bin wahrscheinlich eine der wenigen, die auf die Musik wirklich gut abging und sogar immer noch... Versteh den ganzen Hate nicht. :*