laut.de-Kritik
Der Gigant auf dem Weg zum Thron.
Review von Anastasia HartleibMit einem tiefen, metallischen Grollen bahnt sich ein wummernder Bass seinen Weg in den Gehörgang. Das bedrohliche Klirren und Knirschen kündet von etwas Unheilvollem, das die dunklen Schluchten des Berges verlassen will. In den Tiefen des Untergrunds löst sich ein Riese schwerfällig aus seiner Starre. Der Staub rieselt ihm von den Schultern, während er sich langsam in Bewegung setzt. Eine dunkle, volle Stimme hallt von den steinigen Wänden wieder, die Vergangenheit und Zukunft zugleich besiegelt: "Schon Opa war ein Hühne".
Das Dröhnen des Bergwerks hat auch Essen vernommen. Es geht die Sage um, dass ein Gigant namens Pedaz dort schlummern soll, nur wartend auf den richtigen Moment um gegen die Herrscher Rap-Deutschlands ins Feld zu ziehen. Sein Schatten legt sich über die Stadt, während er sich schreitend auf den Weg begibt, hungrig und sein Ziel fest vor Augen.
Seine Geschütze treffen das Hip Hop-Königreich unerwartet. Die kernige Mentalität des Ruhrpotts verbindet Pedaz mühelos mit derben Ansagen, die ihr Ziel nicht verfehlen: "Geh mal lieber Radfahren, denn dein Körper sieht nach zehn Jahren Sport aus wie meiner - vor acht Jahren". Ohne Erbarmen feuert dieser Riese auf die Paläste der selbsternannten Könige und macht klar, dass er nicht nur zum Spaß losgezogen ist: "Fick deine Frau auch ohne Goldkettchen voll weg, denn ich kann wie ein Proll rappen" ("Ich Ruh Mich Nicht Aus").
Auch wenn Pedaz seine Kugeln immer aus derselben Trap-Kanone feuert, so weiß er diese doch bestens zu bedienen. Mal knallt sie laut scheppernd, mal mutet sie altertümlichem Boombap an, doch sie ertönt immer begleitet vom Gröhlen des gemeinen Fußvolks. Wenn er nachlädt nimmt er er sich Zeit, um sich seiner wachsenden Zahl an Anhängern zu erklären: "Die erste Lektion: ich bin kernig wie Schrot / Wer tickt noch Koks, verdien ehrlich mein Brot" ("Schwermetallflow") - "Wecker auf halb sechs, Shorts auf halb acht / In der Nacht meinen Tag in Akkorde verpackt" ("Malocherattitüde"). Nur um gleich im Anschluss wieder seine Kanone abzufeuern: "Ne Line zum Einstieg und gib ihm, schmeiße Scheine wie Siggi wenn ich breit bin wie Biggie / du hingegen du bist high so wie Hippies und suchst im Hausmüll was zu beißen wie Grizzlys" ("Volle Pulle").
Die Rückendeckung aus den Reihen vergangener Ruhrpottverteidiger, namentlich Pillath, Snaga und Manuellsen, erscheint in Anbetracht des Hühnen überflüssig. Nur die wendigen Flitzer der 257ers können Pedaz sinnvoll unterstützen. Die Hilfe nimmt er dankbar an, denn nicht jeder Schuss landet einen Treffer. Doch der Essener macht klar: lange können sich die Hochstapler auf den Rap-Thronen dieses Landes nicht mehr sicher fühlen.
9 Kommentare mit einer Antwort
Wow, die Rezi liest sich endlos wack.
257ers Feature alleine rechtfertig 1/5.
Zum Thema abgestandene Lines
sympatischer Kerl aber musikalisch unglaublich eintönig
Top Album!
Pffffffffffffffffffffffffft. Bewertung sollte mehr als klar sein. Und ich habe mir sogar angehört. Lachhaft.
Ist aber wirklich ein sympathischer Typ, muss ich ihm lassen. Wenn seine Mukke nur ansatzweise so ansprechend wäre wie er als Person könnte ich damit viel besser leben.
Gar nicht übel. "Volle Pulle" geht krass nach vorne.