laut.de-Kritik

Wenn man das Drumkit an den eigenen Dealer verhökert ...

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Auf dem Cover sieht man einen abgefuckten Kerl stehen, bekleidet mit Latex-Minirock. Daneben stehen vier Kästchen, denen Folgendes zugeordnet ist: 1. Sex, 2. Drugs, 3. Rock'n'Roll, 4. Don't forget to pay the rent. Drei von vier sind angekreuzt. Ratet mal welche …

Der musikverrückte Teenager Phil Varone macht seine ersten Schritte im Musikbusiness als Saigon Kick-Drummer. Ende der 80er veröffentlichen sie ihr Debüt beim Major Atlantic. Die Band wird richtig groß und aus dem Trommler, der eigentlich nur Musik machen und ein paar Chicks flach legen will, wird plötzlich ein Rockstar. Könnte man zumindest meinen.

So ähnlich läuft die Sache zwar ab, aber wir wissen nicht erst seit Mötley Crües "The Dirt", dass die sogenannten Stars öfters Menschen sind, die meist noch viel kaputter und anfälliger für alle möglichen Exzesse sind als der Durchschnittsbürger.

So abgefuckt, wie er auf dem Cover aussieht, begegnet man Phil im Laufe der DVD eigentlich nie. Zwar kann der Absturz vom fast schon abstinenten Musikjunkie zum desillusionierten Kokszinken mitverfolgt werden. Zu psychopathischen Ausrastern neigt der Mann aber auch auf Drogen nicht.

Vielmehr scheint man es mit einem sympathischen Kerl zu tun zu haben, der den vielen Versuchungen des Rock'n'Rolls erliegt, zudem von der Musikindustrie verarscht und ausgenutzt wird und gerade noch im letzten Moment die Kurve kriegt.

Saigon Kick haben Millionen von Platten verkauft. Als Phil 2000 bei Skid Row einsteigt, spielen die bereits in Stadien. Und so müsste der Kerl doch eigentlich einen Batzen Kohle haben, oder? Pustekuchen!

Wenn man in jungen Jahren keine Ahnung vom Business hat, unterschreibt man Verträge, bei denen kaum etwas rausspringt. Auf gigantischen Touren mit mehreren hundert Crew-Leuten bleibt kaum Kohle übrig, und wenn Phil noch wie ein Weltmeister Koks durch die Nase zieht, muss er am Ende eben sein Drumset an den eigenen Dealer verhökern.

Muss man da Mitleid haben? Keine Ahnung, ich jedenfalls nicht. Schließlich hat ihn niemand gezwungen, mit dem Koksen anzufangen. Keiner hat ihm die Knarre an den Kopf gehalten und gefordert: "Vögel jetzt sofort die Groupies!" Ehe und Leben hat er ganz alleine versaut.

Allein der Fakt, dass ihn Labels beschissen haben, erregt bei mir so etwas wie Mitgefühl. Aber der Grund, warum aus einem Kerl, der eigentlich Architekt und Golfer werden wollte, ein Drummer, Rockstar und Drogenabhängiger wurde, kennt er allein.

Persönlich sieht er das zwar anders, dennoch nötigt es Respekt ab, dass Phil seine Geschichte schonungslos offen legt und dem Emmy Award-Gewinner Fabio Jafet ganze vier Jahre die Möglichkeit gibt, ihn zu begleiten und zu beobachten. Was man sieht, ist nicht immer schön, aber könnte manchem Fan, der sich ein Leben als Rockstar wünscht, die Augen öffnen.

"Waking Up Dead" ist ein durchaus interessanter und unterhaltsamer Film, der - von den paar Titten mal abgesehen - nicht auf Sensationsgier abzielt, nicht oberlehrerhaft wirkt, aber auch nicht wirklich schockiert.

Trackliste

RocknRoll

Sex

Drugs

Bonus Materials

  1. 1. Alternate Movie Open
  2. 2. Extended EPK
  3. 3. Studio Drum Session
  4. 4. Just Hold On Session
  5. 5. Unedited Backstage Footage
  6. 6. Drug Zone
  7. 7. Candid Interview

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