laut.de-Kritik
Mit Velvet Underground in der Zeitmaschine.
Review von Eberhard DoblerWer Phoenix' viertes Studioalbum tatsächlich noch nicht besitzt, sollte jetzt zugreifen - legen die Franzosen doch einen Sack prall voll mit Remixen oben drauf. Die zehn Songs von "Wolfgang Amadeus Phoenix" erfreuen sich in Sachen Remix-Rohmaterial übrigens erstaunlicher Beliebtheit - die Anzahl der Bearbeitungen ist mittlerweile unüberschaubar.
Mag es daran liegen, dass Songs wie "Lisztomania" und "1901" als unkonventionelle Pop-Meistertücke auffallen oder schon bei der ursprünglichen Produktion ein Fachmann mitmischte (der French Houser Philippe Zdar): Nun liegen der regulären Studioversion 15 Remixe bei.
Acht der zehn Albumtracks werden dabei durch den Wolf gedreht - keine schlechte Quote. "Fences" hält gleich fünf Mal her, was kaum verwundert, zählt das federnd groovende Stück doch zu den Top 3-Stücken der Originalscheibe.
Hevorzuheben wäre hier der "Soft Pack RMX", der klingt, als hätten Velvet Underground die Franzosen in eine Zeitmaschine gesetzt - mit dem Original hat das zwar kaum mehr was zu tun, dafür ist es originell.
Die vorsichtige Chairlift-Version macht sich das Original ebenfalls Untertan, mit einer Art akustischem Elektropop. Beide Tracks sind eher Coverversionen, zumal sie ohne Originalvocals eingespielt wurden.
Der unstressige "25hrs A Day RMX" kommt dagegen mit clenanen Funk-Licks und schwebenden Keys kompakt im Popkontext - das hätten Phoenix fast selbst einspielen können. Friendly Fires verpassten der Nummer dann ein satt ravendes Groove- und tief modulierendes Bassarrangement: Thomas Mars' Vocals werden hier mit am besten integriert - Top 3 in der Remix-Hitparade.
Das in der Indiedisko meistgespielte Phoenix-Stück, "Lisztomania", kommt zwei Mal zu Ehren, etwa in einer pumping Frenchhouse-Version des Briten Alex Metric, die gegen Ende etwas zu arg ausfranst.
Die eigentliche Bombe - "1901" - entschärft allerdings kein Remixer. Unterm Strich herrscht bei allen Involvierten die richtige Mischung aus Anstand und Ehrgeiz vor.
Stilistisch entsteht dabei eine ordentliche Bandbreite, die stets den Ton des Originals trifft - die spezielle Pop-Romantik der Truppe aus Versaille. Schicke Dreingabe.
1 Kommentar
Hab die in Bielefeld gesehen auch live sind die absolut genial