laut.de-Kritik
Pia Lund ist nicht mehr nur die engelsgleiche Erscheinung in Phillip Boas Voodooclub
Review von Florian SchadeDie Musikerin Pia Lund tritt ins Rampenlicht und löst sich von ihrer Vergangenheit als engelsgleiche Unterstützung von Phillip Boas Voodooclub.
Lund präsentiert sich inmitten von sphärischen Klängen und diffusem Licht als poetische Reflexion der fin-de-siècle-Stimmung. Ungreifbar und betörend haucht sie ihre unaufdringlich einfachen Texte in eine sehr relaxte Soundmelange aus dem Elektropopbereich, für die nicht zuletzt Blast Murray, Kopf der genialen Talking Heads verantwortlich war.
Die erste Singleauskopplung Uh Uh Yeah entführt den Hörer an einen virtuellen Strand irgendwo in sphärischen Weiten, erinnert aber doch irgendwie an Boa. Und tatsächlich: Lundas erstes eigenständiges Album kommt zumindest nicht ohne Lyrics des ihr partnerschaftlich nahestehenden Boa aus. Vier Songs tragen die lyrische Handschrift des Exzentrikers und erinnern an längst vergangene Helios Zeiten.
Viele der Stücke haben eine im besten Sinne intime Stimmung, verbreiten aber eine gewisse Apathie anstatt zu öffnen, zu lockern. Dear Mary zum Beispiel, ein gesungener Brief, eine Ermutigung an eine gute Freundin, verkommt stellenweise zu Elektronikbrei. Hier hätten einige Breaks, Rhythmuswechsel oder einfach ein paar Hörgimmicks gutgetan. Das gilt leider für viele Lieder der Platte, wie The Kiss, einer widersprüchlichen Auseinandersetzung zwischen Verstand und Gefühl oder dem sardonisch lächelnden Forever, einem Lied über das Wenn, Hätte, Könnte, Wäre.
Textlich und stimmlich kann Lundaland also voll überzeugen, doch hätte ein musikalischer Gegenpol zu Pia Lunds betörender Gelassenheit gutgetan, denn oft wirkt die Musik schlicht langweilig. Aber Lundaland ist ja auch ein Debut - und dafür zumindest kein schlechtes.
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