laut.de-Kritik
Das Publikum geht mächtig steil.
Review von Michael EdelePitchshifter sind tot, lang lebe Pitchshifter oder so ähnlich. Nachdem sich die englischen Industrial Crossover-Pioniere vor einem Jahr mit Ankündigung auflösten, legen sie mit "P.S.I.entology" posthum eine DVD nach. Darauf gibt es das abschließende Konzert in Nottingham und ein paar Specials zu sehen.
Mit den Worten "This is a local band for local people" legen der ganz in weiß gekleidete Clayden und seine Mannschaft gleich mal mit "Wafer Thin" los. Damit trifft er den Nagel natürlich auf den Kopf, denn hier handelt es sich quasi um ein Heimspiel. Entsprechend euphorisch gibt sich das Publikum während des kompletten Auftritts des sympathischen Quintetts und geht zu Hits wie "Genius", "Microwaved" oder "W.Y.S.I.W.Y.G" mächtig steil.
Die Videoclip-Sektion zeigt die Clips zu "Genius" und "Shutdown", wenn man will mit einigen interessanten Audiospuren von J.S. Clayden unterlegt. Zu "Agenda" gibt's ein abgefahrenes Science Fiction-Video. Daneben sind vier Projekte zu hören, in die einige der Pitchshifter-Mitglieder involviert sind. Zum einen J.S. Claydens neues Hauptprojekt Doheny mit "Drive Me", das Hauptbetätigungsfeld der anderen Jungs namens This Is Menace mit "Dead", The Blueprint mit "Sans Chorus" und Drawbacks mit "Grand Banks". Während es zu den ersten beiden Sachen nur ein Foto der Band als visuelle Untermalung gibt, kann The Blueprint wenigstens mit einer Proberaumaufnahme per Video aufwarten, zu" Grand Banks" gibt es einen herrlich surrealen Clip.
"Making of P.S.I." zeigt die Band während der Aufnahmen zum letzten Album. Auch wenn ich persönlich solche Sachen meist stinklangweilig finde, soll es ja Leute geben, die Studioaufnahmen interessant finden. Noch langweiliger und nervenaufreibender ist sowas wohl nur, wenn man selber gerade aufnimmt. Wer das schon hinter sich hat, weiß wovon ich rede.
"Backstage at the London Astoria" lässt jedes Bandmitglied zu Wort kommen, hier geht es hauptsächlich um die Anfangstage von Ptichshifter und die einzelnen Mitglieder. Dass der Heiratsantrag von Basser Mark Clayden dabei ist, versteht sich von selbst. Wesentlich mehr Schoten und Anekdoten gibt das "J.S. Clayden Post Pitchshifter"-Interview her. Nicht nur, dass der Kerl einfach ein absoluter Sympath ist, er erzählt auch so, als ob man persönlich dabei gewesen wäre.
Die Fotogalerie ist schon in Ordnung, wenngleich ein paar Sounds als akustische Untermalung nett gewesen wären. Ein paar wirklich coole Shots sind aber dabei. Interessanter wird es mit den Remixes. Zu insgesamt sechs Songs lassen sich Pitchshifter von anderen Künstlern neue Versionen anfertigen. Die Bildschirmkreationen dazu variieren jeweils in ihren Gründzügen, weisen aber die selben geometrischen Formen und Hintergrundmotive auf. Als Bildschirmschoner dürfte das Teil für regen Zulauf in den Praxen diverser Psychiater und Psychologen führen. Recht verstörend, aber wirklich interessant.
In der "Pitchistory" kann man sich ein Bild von der Veröffentlichungsgeschichte der Band machen. Sämtliche Cover, Labes usw. sind hier gelistet. Der "Family Tree" bildet den Abschluss und zeigt den Stammbaum, wer bei welchem Album dabei gewesen ist, wo er sonst mitgemacht hat, oder wohin er abgewandert ist. Pitchshifter haben sich also nicht lumpen lassen und am Ende ihrer gemeinsamen Karriere einen würdigen Schlusspunkt gesetzt. Um so größer ist das Bedauern, dass dieser schon so früh kommen musste.
Noch keine Kommentare