laut.de-Kritik
Erinnert an die schlechteren Platten der Hosen.
Review von Mathias Möller"Punk was rotten, Punk was vicious, always being unambitious", haben die Toten Hosen anno dazumal auf einem Trip ins Englische mit "Carnival In Rio (Punk Was)" festgestellt, und hatten damit sicher recht. Punk muss ungewaschen, rotzfrech, aber auf keinen Fall gesellschafts- oder konsensfähig sein. Planlos scheinen sich diese "Lesson One" nicht sonderlich zu Herzen genommen zu haben. Ihr vierter Longplayer "Klartext" ist weder verdorben noch teuflisch, dafür aber reichlich unambitioniert.
Mit dem Einsteiger "Supergau" schaffen sie es allerdings für einige Takte, den Hörer zu blenden. Der Song geht prima nach vorne, so soll es sein! Doch die Plattheit des Textes lässt mich die Musikanlage betreten leiser stellen. "Mit stumpfen Sprüchen an der Wand regiert der Hass das ganze Land" ist sicher eine richtige Feststellung, allerdings sind derartige Sprüche auch ziemlich stumpf. Die Frage nach dem Riesenarsch, der das ganze Land zuscheißt, erübrigt sich dann vielleicht auch schon.
Des weiteren erfüllen Planlos sämtliche Klischees, die man von weitgehend niveaubefreitem Punk erwartet: sie ziehen über das Spießertum her ("Sorgenkind"), prangern die Zustände in Deutschland nach dem Motto "Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden!" an ("Supergau", "Blender" und "Demokratie"), allerdings ohne konkrete Lösungen anzubieten. Wenn doch nur jemand einmal die Revolution fordern würde! Es hat ja niemand behauptet, dass Punk kontraproduktiv sein muss. Dazu kommen unverständliche Liebeserklärungen mit "Es Geht Mir Gut" und halbtragische Lebensbeendigungsdramen ("1000 Scherben" und das akustisch-ergreifende "Der Brief").
Zweifelsohne treiben Planlos edle Motive wie Weltverbesserung und das Recht auf Kindsein um, leider kommt dabei nur heiße Luft heraus, die weder dem ambitionierten noch dem Pöbel-Und-Gesocks-Punk Ehre machen. Der Gipfel der Peinlichkeit ist allerdings "Verraten & Verkauft", ein Song darüber, wie scheiße doch diese ganzen Casting-Shows sind. Und das in einer Zeit, in der Gracia den Abgesang auf alle Casting-Nichtskönner im Land geträllert hat und keine Spreewaldgurke mehr Angst vor Daniel K. haben muss.
Die "Goldenen Zeiten" werden sowohl für Planlos als auch für den deutschsprachigen Punk nicht anbrechen mit "Klartext", hauptsächlich, weil Planlos eben nicht Tacheles sondern eher Planloses reden. Eigentlich schade, denn musikalisch können sie durchaus unterhalten. Immer wieder fühle ich mich an die schlechteren Platten der Hosen erinnert. Und da schließt sich der Kreis: Planlos erscheinen bei Goldene Zeiten, dem Label von Ex-Hosen-Drummer Wolfgang "Wölli" Rohde.
1 Kommentar
Stimmt alles nicht.
Die Platte rockt einfach, dass ist meiner Meinung nach was eine richtig gute Platte ausmacht.
Meiner Meinung nach total unberechtigt die Kritik trotz der berühmten 3 akkorde.
Mfg