laut.de-Kritik
Ein fragwürdiger Abgang von der Punk-Bühne ...
Review von Sarah-Nina Rademacher"Und jetzt stehe ich hier, und bin dabei alles zu beenden, was ich am meisten liebte." Planlos ziehen das Kabel aus der Steckdose und hinterlassen auf zwei CDs ein zum Teil fragwürdiges Erbe.
Dass die Stimme von Sänger Pino genauso wie die von Chef-Hose Campino klingt, wissen wir seit 17 Jahren. Jedem anderen Künstler würden wir den fetten Copy-Stempel auf die Stirn hämmern, doch bei Planlos zettelt erstaunlicherweise niemand eine Meuterei an.
Also gibt's auf der letzten Platte noch mal die typisch planlose Drei-Akkord-Musik kombiniert mit poppigen Punk-Texten. So haben sie schon ungewöhnlich schöne deutsche Balladen zustande gebracht. Doch was sie auf CD 1 ihrer letzten Veröffentlichung abliefern, enttäuscht einfach maßlos!
Die Bandauflösung thematisieren sie in zwei Liedern ("Alles" und "Geradeaus"), und das ist definitiv ein Track zu viel. Wer braucht schon eine Wiederholung von Pinos Abschiedsschmerz-Geheule? Hysterisch aus der Fassung bringt mich, dass Planlos mit "Pogo mit mir selbst" das legendäre "Dancing with myself" von Billy Idol komplett verunstalten. Das ist nicht witzig, das ist unterirdisch! Bei so einer Darbietung ist klar, wieso man den Stecker besser zieht.
CD 2 tröstet mich über diese Cover-Tragödie hinweg. Alte Planlos-Klassiker, zum Teil schon ewig vergriffen, wurden noch mal auf Platte gepresst. Mit "Schönen Gruß aus Ibiza" bringen die Grevenbroicher kurz und prägnant den Punk auf den Punkt. So muss es sein und so gehts auch weiter mit "1000 Scherben". Für mich die unangefochtene Planlos-Megaballade, Entenpelle deluxe!
Besonders mit "Der Brief" setzen Planlos ein Statement für ihre Musik. Unplugged, nur mit Akustik-Gitarre bewaffnet, widmet sich die Band intensiv dem Thema Freitod. "Wenn das Leben Zweifel weckt, und ich keinen Ausweg seh, möcht ich selbst entscheiden, ob es lohnt zu bleiben, oder besser ist zu gehen."
Für das Duett von Pino und Zimbl (The Bates) gibt es nur drei Worte: Historisch, legendär, Punk! Hier schreibt deutsche Anarcho-Musik Geschichte, nicht zuletzt durch den tragischen Tod des The Bates-Sängers.
Das letzte Lied, das Planlos einem mit auf den Weg geben, ist das euphorisch rockende "Glanz & Gloria", und schöner kann man einen Abschied nicht in punkige Worte fassen: "Die Zeit mit euch war schön, und sollten wir uns wieder sehn, trinken wir auf jeden Tag, den wir zusammen waren, denn es hat Spaß gemacht."
2 Kommentare
planlos.... und wir sind wieder 15, nice
meine fresse, "chaos" kingt im refrain ja mal so was von nach "und wir leben" von den hosen (auf opium fürs volk) und der refrain nach irgendwas von den ärzten... ein bisschen weniger offensichtliches nachmachen wäre da angesagt gewesen.