laut.de-Kritik
Die Finnen stolpern von einem 08/15-Schlagloch ins nächste.
Review von Kai ButterweckVollmundige Ankündigungen, die nur wenig bis gar nichts mit dem Ergebnis zu tun haben, kennt man zur Genüge. Vor allem dort, wo angezerrte Gitarren, flächendeckende Synthies und auf Hochglanz polierte Harmonien zu einem Nichts-Halbes-und-nichts-Ganzes verschmelzen, arbeitet man gerne mit Luftschlössern in Sachen Marketing.
Das neue Poets-Of-The-Fall-Album "Jealous Gods" strotze nur so vor treibenden Rock-Nummern und pumpenden Bombast-Balladen, heißt es im Pressetext. Mit der Quelle dessen, was einst vor Dekaden unter dem Rock-Banner seinen versifften Siegeszug startete, hat das Ganze jedenfalls ziemlich wenig zu tun.
Weder der eröffnende INXS-Gedenkfünfminüter "Daze" noch der schluchzende Titeltrack transportieren auch nur ansatzweise das, was von Nöten ist, um in der Rock-Schublade zu landen. Kein Druck, keine Energie, keine Kanten: Die sechs Skandinavier verstecken sich ähnlich wie ihre Landsmänner von Sunrise Avenue und The Rasmus hinter einem dicken Klangschutzwall aus heißer Luft und klinischem Staub.
Bloß keinem wehtun, lautet die Devise, wenn sich leicht angezerrte Gitarren mit in Hall gebetteten Synthieflächen vereinen und im Einklang mit durchweg transparenten Melodielinien im Frühstücksradio-Niemandsland verschwinden.
Egal ob auf der Überholspur ("Rumors") oder auf dem Standstreifen ("Rebirth", "Nothing Stays The Same"): Poets Of The Fall hinterlassen auf ihrem mittlerweile sechsten Studioalbum so ziemlich alles, nur keine Spuren. Ganz und gar vereinnahmt von süffigem Pop-Rock-Ballast der schlimmsten Sorte stolpern die Finnen von einem 08/15-Schlagloch ins nächste ("Brighter Than The Sun", "Clear Blue Sky").
Wenn nach endlosen Keyboard-Schleiern, monotonen Gesangslinien und im Background vor sich hin dümpelnden Kann-man-auch-weglassen-Gitarren auch noch die East-17-meets-EMF-Keule-für-Arme-Keule geschwungen wird, schlägt es dem Fass endgültig den Boden aus ("Choice Millionaire"). Von wegen "treibende Rock-Nummern und Bombast-Balladen": Alles Lüge. Wieder mal.
7 Kommentare mit 8 Antworten
Der Autor dieser Kritik hat leider keine Ahnung vom Song schreiben oder allgemein von guten Songs. Schade.
Extra für diesen Kommentar anmelden und dann nur zwei Zeilen? Da geht doch sicher mehr, oder?
Kommt noch, ist nur eine Frage der Zeit.
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Dem Butterbrötchen mal zur Seite spring. Das ist nicht lustig werden wieder einige sagen. Shit happens! Mir fiel halt nicht besseres ein. Nur die 30 Sekunden Anspieler bei Amazon reichen um den Eindruck zu gewinnen, Kai hat völlig Recht. Wenn das System es möglich machen würde, würde ich sogar Minuspunkte vergeben. Wie kann man heute eigentlich noch sowas veröffentlichen? Da quilt schlagartig die Grütze aus den Ohren. Igitt, wirklich. Eigentlich müsste man sich bei Laut schämen, immer bekommt der Kai so eine Grütze aufgedrösslt. Wäre bei solchen Alben für die Einführung der Todesstrafe. Öffentliche Hinrichtung durch Verbrennen der Platte, das ganze fein auf Video und Laut TV hätte seine erste echte Schock - Show.
Bin wieder weg.... und Nachti all
Mir gefällt das Album bis auf Daze und den Instrumental Track (ich glaub das ist Rebirth) ganz gut. Das ist ja nun das erste Poets Album das hier reviewed wird, und ich hatte schon die Hoffnung das die Poets ein bisschen besser abschneiden würden, aber das ist Laut. So ist das Leben, Mund abwischen und weiter gehts.
Muss in die neue Scheibe nochmal reinhören, bin aber schon von der Wertung überrascht. Bisher mochte ich die meisten, wenn auch nicht alle POTF-Songs, und z.b. Late Goodbye, War, Poet and the Muse und The happy song sind mittlerweile legendär. Würde mich wundern wenn sie tatsächlich soviel Qualität auf diesem Album verloren haben, aber im Zweifel bleibt ja immer diese Geschichte mit der Meinungssache
Dem Review stimme ich ganz und gar nicht zu, ich fand bis jetzt alles von POTF wunderbar, auch das neue Album. Ich finde es aber "interessant", dass laut.de es wagt, die Albumtitel mit Youtube-Video zu verlinken, auf denen man jedes Lied in voller Länge hören kann. Das ist nämlich ILLEGAL (sollte man Herrn Butterweck vielleicht mal sagen...)
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Das Stichwort Finnland löst hier offenbar mal wieder den Sunrise-Avenue- und Rasmus-Vergleichsreflex aus, dabei geht's vom Sound dann doch wesentlich mehr in Richtung Progressive Rock. Das kann man natürlich auch hassen, und vermutlich tun das die meisten richtig coolen Kritiker ebenso reflexhaft, denn schließlich ist Punk ja nicht ohne Grund passiert. Für mich bleiben die Poets eine der wenigen Bands, die diese Bombastnummern wirklich ganz anständig und durchaus peinlichkeitsfrei hinbekommen, aber hey, ich mag auch Platten von Marillion ...