laut.de-Kritik
Auf dem Flachwitzmeter im roten Bereich.
Review von Yan VogelPowerwolf stammen wie Beyond The Black aus dem Saarland. Als Kulturexport Nr. 1 in der Nachfolge von Heinz Becker geht die geschminkte Truppe mit einer Best Of in die Vollen. Auch wenn Wacken in diesem Jahr flachfällt, lässt sich bequem der hauseigene Sandkasten unter Wasser setzen und zu Power Metal-Hits wie "Resurrection By Erection" und "Amen & Attack" in der eigenen Bude rummatschen. Für Amusement sorgt das Quatsch-Quintett mit dem Rammstein-Kniefall "Stossgebet". Generell nimmt das Augenzwinkern bei Powerwolf ähnlich der Fuldaer Spaßinstitution Edguy einen großen Platz ein, was angesichts der Dichte an Klischees nicht verwundert.
Bezogen auf die Neueinspielungen einiger Band-Klassiker lässt sich feststellen: "Kiss Of The Cobra King" tönt orchestraler und opulenter, wobei die Modulation zum Refrain aus dem Original leider nicht beibehalten wurde. Die Rückung zum letzten Durchgang besitzt allenfalls Modern Talking-Niveau. Auch der Hardrock-Touch des Strophen-Riffs entfällt im Vergleich zum Original. Übrig bleibt ein Song für die großen Bühnen, der seine coole Hook überstrapaziert und deutlich an Charme und Facetten verliert.
"We Drink Your Blood" klingt im Remake ein Stück größer. Als wäre Richard Wagner seinem Grab entstiegen und hätte ein bombastisches Arrangement mit Bläsern und Chören komponiert. "Let There Be Light" stellt das Musterstück dar, auf dem Attila Dorn mit seinem theatralischen Gesang vollends überzeugt. Kein Wunder, hat er doch eine Ausbildung im Operngesang vorzuweisen.
Auf der beiliegenden Live-Scheibe zur Wolfsnächte-Tour 2018 zelebriert der Fünfer eine heilige Messe. Attila Dorn tritt als Master of Ceremony auf und trägt nicht nur mit seinem außergewöhnlichen Gesang durch die Show, sondern beweist auch Stand Up-Talent, das sich förmlich um eine Anstellung bei den Mittelalter-Metallern von Feuerschwanz bewirbt. "Es gibt nur eine Auferstehung und das ist die des Pillermanns". Ähm. Sind wir hier bei Power sucht Frau? Noch einen gefällig? "Und wenn des Pabstes Lenden steht, dann bitten wir zum Stossgebet." Ha, ha, Hatschi Halef Corona. Mario Barth erblasst vor Neid ob der Ansagen auf Lendenschurzniveau. Das Flachwitzmeter tummelt sich konstant im roten Bereich. Unzweideutig eindeutig eben.
Die Kirchenthematik ähnelt den optischen Kollegen von Ghost und erfährt Verstärkung durch das Orgelspiel von Tastenmann Falk Maria Schlegel. "Best Of The Blessed" zeichnet die beeindruckende Karriere nach, zeigt aber auch die durchaus kritikwürdige Entwicklung hin zu Sabaton-Singalongs mit opulentem Zierwerk. Metal im King Size-Format bedeutet nicht zwingend bessere Qualität.
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