laut.de-Kritik

Metal, Blasphemie und große Gesten.

Review von

"Wir gehen überall hin, wohin man uns auch ruft." So sprach Sänger und Zeremonienmeister Attila Dorn von Powerwolf einstmals nach einem sehr unterhaltsamen, wenn auch erstaunlich schwach besuchten Auftritt der Band im Konstanzer Kulturladen. Das liegt schon etliche Jahre zurück. Doch der Wahrheitsgehalt dieser Aussage bleibt unbestritten.

Es gab Jahre, da konnte man den blasphemisch-satanisch-sakralen Powerwölfen von Festival zu Festival hinterher reisen und sie so vier- oder fünfmal in einer Saison beim Zelebrieren ihrer Metal-Messe feiern. Um so erstaunlicher erscheint, dass es so lange gedauert hat, bis sie eine Live-CD und/oder eine DVD der Feierlichkeiten herausbrachten.

Diese Not hat nun ein Ende, und das Ergebnis ist speziell für echte Powerwolf-Fans mehr als überzeugend ausgefallen. Der dämonische Fünfer präsentiert sich bei einem gut besuchten Gig in der Turbinenhalle in Oberhausen in Bestform und liefert bei einem euphorisierten und engagiert mitgehenden Publikum die volle Breitseite an Hits ab. Die tragen so schöne Titel wie "Blessed And Possessed", "Amen And Attack", "Resurrection By Erection" oder "Sanctified With Dynamite".

Vor allem der charismatische Teufelspriester Attila Dorn am Mikrofon lenkt und leitet die Massen von Anfang an, fordert ständig ihre Unterstützung und erzählt zwischen den Songs skurrile Anekdoten und historische Begebenheiten, die ihn angeblich zu den Songs inspiriert haben. Er hält die Zügel stets fest in der Hand, so dass man sich der Teilnahme an der Zeremonie kaum entziehen kann.

Folgerichtig schreit und klatscht das Publikum fast von Anfang an brav mit und lässt sich sogar zu doch recht komplizierten Chorgesängen animieren. Da auch der Bühnensound und die instrumentale Potenz der Band überzeugen, kann man hier von einer durchaus gelungenen Performance sprechen.

Dennoch finden etwas kritischer eingestellte Geister Minuspunkte an dem ganzen Paket. Das ständige "Ave Maria" und "Halleluja", die sich in Melodie, Aufbau und Atmosphäre schon sehr ähnelnden Songs der Setlist mit der immer gleich tönenden Kirchenorgel, dazu der unermüdliche Vorturner Attila mit dem rollenden 'R' in der Sprrrache, der einen keine Sekunde in Rrruhe lässt, können auf Dauer etwas ermüdend wirken. Die Kombination von Metal, Comedy und großen Gesten ist nun mal nicht jedermanns Sache.

Anderseits: Wer sich zu Powerwolf begibt, weiß, was ihn erwartet. Samt dem dazugehörigen Bühnenbild, den Mönchskutten, dem Weihrauchkessel, den Beschwörungen und dem anderen Schnickschnack. Die Gemeinde bleibt da völlig unbeirrbar. Auch in Oberhausen waren offensichtlich alle glücklich und begeistert. So soll es am Ende ja auch sein.

Trackliste

  1. 1. Blessed & Possessed
  2. 2. Coleus Sanctus
  3. 3. Amen & Attack
  4. 4. Cardinal Sin
  5. 5. Army Of The Night
  6. 6. Resurrection By Erection
  7. 7. Armata Strigoi
  8. 8. Dead Boys Don't Cry
  9. 9. Let There Be Night
  10. 10. Werewolves Of Armenia
  11. 11. In The Name Of God
  12. 12. We Drink Your Blood
  13. 13. Lupus Dei
  14. 14. Sanctified With Dynamite
  15. 15. Kreuzfeuer
  16. 16. All We Need Is Blood

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