laut.de-Kritik
Der Beweis, dass technolastige Dancemucke nicht stupide sein muss.
Review von Alexander CordasGerade einmal ein läppisches Jährchen ist in die Lande gezogen und Praga Khan legen schon wieder ein Opus nach. Als ob die Belgier mit Neben,- Film- und Wasweißichprojekten nicht schon genug ausgelastet wären. Oki, kein Problem, mir soll es recht sein, der Vorgänger "Twenty First Century Skin" war ja ein kleines Meisterwerk und wieso soll Herrn Engelen und Co. nicht noch einmal so ein Wurf gelingen? In Belgien schon am 2. Mai veröffentlicht und kurz darauf an die Spitze der Charts geschossen, wartete man in Deutschland bis Ende August mit dem Release. Das soll mir mal jemand erklären!
Nach einem sphärischen Intro und ein wenig Sitargezupfe geht "The Power Of The Flower" in gewohnter Uptempo-Manier in die Vollen. Eine klare Angelegenheit für den Tanzboden. "Love" ist so etwas wie ein "House-MfG". Begleitet von einem gnadenlos hämmernden Beat, stellt "Fax Machine - Beauty Queen, Movie Star - Racing Car, Internet - Mr. Ed, Credit Cards And Topless Bars" fast schon den Höhepunkt der Platte dar. Ebenso wie die zum Duo geschrumpften Underworld türmen Engelen und Co. Klanggebilde übereinander, die ein überaus hypnotisches Element besitzen. "Meditation", der Name kündigt es schon fast an, reiht sich hier nahtlos ein. "Keep The Dream Alive" beendet den Reigen der straighten Electroklopfer und mit "Pittsburgh Angel" wird der Rhythmus dann etwas hibbeliger.
War der Sound bis dato sehr hart und clean, nimmt das Ganze eine etwas überraschende Kehrtwende. "Sayonara Greetings" präsentiert sich äußerst organisch und analog. Verzerrte Gitarren und ein fies rollender Bass sind zwar nicht unbedingt das, was ich bislang von Praga Khan gewöhnt war, aber der Track fügt sich mit seiner sehnsüchtigen Melodie wunderbar in den Kontext und sticht nicht gemein ins Ohr. Aber keine Angst, düstere Melancholie ist nicht angesagt. Schwebt "Dreamcatcher" noch ein wenig auf dieser Welle, gibt's mit "Turn Me On" schon wieder ein derbes Tanzbrett.
Praga Khan beweisen wieder einmal, dass technolastige Dancemucke nicht stupide sein muss. Keine Coverversionen, kein dummes Gequatsche aus dem Vocoder, einfach gnadenlos auf die Zwölfe, so soll es sein.
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