laut.de-Kritik
Ein Zehngänge-Menü für Prog-Fans.
Review von Alexander CordasVor über vier Jahren erschien Prismas Debüt "Collusion". Die Eidgenossen hatten also lange genug Zeit zum Gackern. Nun ist das Ei namens "You Name It" gelegt, und die Progressive-Rocker aus dem Aargau entfernen sich ein gutes Stück vom Sound des Erstlings.
Die Produktion kommt noch trockener und mehr auf den Punkt gebracht. Was "You Name It" zuvorderst ausmacht, ist der äußerst variable Gesang von Shouter Michael Luginbühl. Auf "Collusion" klang alles ganz hervorragend, aber ab und an doch arg nach Maynard und seinen Jungens klingend. Von diesen offensichtlichen Parallelen ist anno 2012 nur noch sporadisch etwas übrig geblieben.
Prisma erweitern ihr Klangbild ein wenig und öffnen sich in Richtung Alternative, ohne die metallische Kante abzuschleifen. 08/15-Songs sind nach wie vor nicht ihre Sache, und so erfreut sich der Prog-Fan an einem Zehngänge-Menü der Extraklasse.
Auch was die atmosphärische Ausrichtung anbelangt, findet eine Neuorientierung statt. Wo ehedem Farbnuancen zwischen dunkelgrau und schwarz vorherrschten, fällt etwas Licht in den Raum. Das tut dem Abwechslungsreichtum gut.
Den einzigen Vorwurf - so es denn einer ist - den man ihnen machen kann: ein Übersong, der aus einem sehr guten Album einen absoluten Hochkaräter macht, findet sich nicht. "123 Part 1" kommt diesem Ideal aber schon sehr nahe. Hier stimmt die Balance aus roher und treibender Riff-Arbeit, hymnenhafter Melodik und mitreißender Hook. Einmal mehr setzt Luginbühl mit seinen Vocals die Krone auf: kraftvoll, aber nicht zu pathetisch.
Internationalen Standards genügen Prisma mit "You Name It" anscheinend spielend. Irgendetwas fehlt dem Quartett zwar, um dem Status des Underground-Geheimtipps entwachsen zu können. Aber da mir ums Verrecken nicht einfallen möchte, was das sein soll, kann das so schlimm nicht sein.
2 Kommentare
Lest sich toll, aber hören würd ich das Album auch gerne. D:
Wirklich eines der besten Prog-Metal-Alben der letzten 10 Jahre. Ich warte sehnsüchtig auf einen Nachfolger.