laut.de-Kritik
We back: Wilde Kreaturen bouncen um die Macht.
Review von Eberhard DoblerDie Puppetmastaz sind anders als alle anderen Rapper. Seit drei Jahren spitten die selbst ernannten Kreaturen aus dem Untergrund "Rhymes Against Humanity". Mit Beats und Slangs infiltriert die erste Toygroup der Welt die Menschheit respektive das Rapgame. Dessen Klaviatur spielen sie virtuos. Die Welt der Hustlas, Playas, Bling Blings und Bunnys ist die ihre.
Aber sie beherrschen eben auch das Handwerk, das einen dahin bringt: mit fetten Beats und tighten Rhymes in Mannschaftsstärke nehmen sie den Männern die Bunnys weg. Kein Wunder, die Puppetz haben schließlich die dicksten Hosen an: Maulwurf Mr. Maloke regelt das "Bizness", Schwein Panic The Pig vertritt den gewaltbereiten linken Flügel der Crew ("Real-Tones? Dass ich nicht lache! Was ist real am geklonten Digi-Frosch? Der kriegt auf die Fresse ..."), Lurch The Wizard gilt als kampagnenfähiger Stratege, während Raphase Snuggles The Bunny den Fanbeauftragten und Womanizer der Posse abgibt.
Daneben droppen noch Turbid The Toad, Frogga, Ducci, Ricardo Prosetti, The HipHopnotist und wie sie alle heißen ihre Reime zu notorisch dicken Old School-Beats, elektronischem Soundgewand und bouncenden Bässen. Im Flow lässt man sich schon mal von angesagten US-Rapstars inspirieren und Black Music-Trends wie R'n'B ("Jukebox"), ein wenig Toasting ("Puppetmad") und Crooning ("JR Blenda") gehen auch nicht spurlos an der Crew vorbei. Wie beim Debüt lassen die Handpuppen nicht mit Überraschungen aufhorchen, sondern mit der kranken Power ihres funky Proll-Elektro-Hops.
Bereits das pathetische Intro zeigt, dass nicht nur Snuggles weiß, wo der Hase lang läuft: "We Back" klingt nach Einmarsch zum Schwergewichts-Boxkampf. Die reduzierte Single "Bigger The Better" kommt dann mit ausladenden Synthie-Flächen und Singalong-Refrain auf den Punkt. "Midi Mighty Moe" tänzelt gefährlich durch die Boxen, während düstere Synthie-Flächen "Break The Bottle" tragen. "Martian Juice" steht für das Prinzip vielstimmige Strophen-Raps mit eingängigen Refrain-Melodien zu kreuzen.
Das giftige "Spitwalk" dürfte zwar keine Single werden, bounct mit seinem mantramäßig dicken Bläser-Beat aber gnadenlos - um es mit Snuggles zu sagen: "Fuck, wir können einfach nicht anders." Elektronisches Booty Shakin' fordern "Pretending Early Morning" oder "Do The Swamp". "Mastaplan" erinnert zum Schluss noch in Tempo und Beatverständnis an den Hip Hop/Club/Garage-Hybriden der Audio Bullys oder The Streets.
Was Mr. Maloke und Co. mit dem Creature-Funk beabsichtigen, bringt schließlich das feine Skit "Telephone Audition" auf den Punkt: Puppen an die Macht! Ein Crooner buhlt per Telefon um einen Vocalpart. Die Antwort der Puppetz kommt postwendend: "I don't like your voice. It's too humanoid". Alles klar, lieber User? Become creature, mothafucka!