laut.de-Kritik

Wer sich im Klangwald verläuft ...

Review von

Die österreichische Hauptstadt Wien beherbergt seit rund zehn Jahren eine bedeutende Musikszene, die sich vor allem über ihren experimentellen Umgang mit Medien und Sounds definiert. Christian Fennesz darf hier genauso verbucht werden wie Gerhard Potuznik oder Radian. Letztgenannte melden sich nach zweijähriger Funkstille mit ihrem Album "Juxtaposition" zurück; dem bisher reifsten und ambitioniertesten Werk des Wiener Trios.

Der Titel der Platte ist als ganz wörtliche Zusammenfassung von Radians Arbeitsweise zu verstehen. "Juxtaposition", was in unserer Sprache so viel bedeutet wie 'etwas nebeneinander stellen', erfasst bereits das wesentliche Merkmal des zweiten Radian-Longplayers auf Thrill Jockey. Ausgangspunkt ist zunächst ein ganz alltägliches Bandgefüge mit Martin Brandlmayr am Schlagzeug, Stefan Nemeth an der Gitarre und John Norman an den Basssaiten. Einziges Problem: Radian sind keine alltägliche Band.

Viel eher erinnert ihre Arbeitsweise an wissenschaftliche Recherche. Da wird nach Tönen und Sounds gesucht. Instrumente werden eingespielt, um später digital verändert in einen großen Klangpool einzutauchen. Von dort kehren sie bei Liveperformances oder Plattenaufnahmen wieder und vermählen sich mit den live gespielten Instrumenten zu einem von dichter Atmosphäre getragenen Klangwald, in dem man sich durchaus mal verlaufen kann.

Oder positiv formuliert: es gibt viel zu entdecken auf einem Streifzug mit Radian. Schichten aus unterschiedlichen Rhythmen treiben auf "Shift" ihr quirliges Spiel mit dem Zuhörer. Tief frisst sich das Loop von "Rapid Eye Movement" ins Unterbewusstsein. Mit reduzierten, doch freundlichen Ambient-Arrangements entlässt "Nord" das Ohr bis zum nächsten Radian-Release. Zeit, sich im Sessel zurückfallen zu lassen und "Juxtaposition" weiter zu erkunden.

Trackliste

  1. 1. Shift
  2. 2. Vertigo
  3. 3. Rapid Eye Movement
  4. 4. Transistor
  5. 5. Helix
  6. 6. Ontario
  7. 7. Tester
  8. 8. Tiefenschärfe
  9. 9. Nord

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