laut.de-Kritik
Improvisationen über komplizierten Jazzrock-Grooves.
Review von Klaus HardtRandy Brecker, seit Jahrzehnten ein großer Name in der Musikszene und auf unzähligen Produktionen als Trompeter zu hören, hat eine neue Soloscheibe aufgenommen. Für die Besetzung der Band ließ er seine guten Beziehungen spielen und mobilisierte einige seiner alten Weggefährten, u.a. seinen Bruder Michael Brecker, David Sandborn, Fred Wesley und Ronnie Cubers.
Wenn in der Sparte Fusion etwas veröffentlicht wird, besteht oft die Gefahr, in belanglose Technikdemonstration abzugleiten. Auch bei dieser CD schweifen die Gedanken beim Hören der Platte leicht ab, wenn die Improvisationen zum wiederholten Male über komplizierte Jazzrock-Grooves kreisen. Doch es gibt auch Abwechslung, vor allem die Bläserarrangements lassen immer wieder aufhorchen.
Eine der Höhepunkte des Albums ist das Titelstück "34th N Lex". Es ist nach der Straßenecke in New York benannt, an der Randy Brecker seit über 10 Jahren wohnt. Die Gegend ist sehr unruhig mit viel Verkehr und vielen Geräuschen, die in die Wohnung des Trompeters dringen. In dem Stück versuchte er diesen Eindruck musikalisch umzusetzen. Das ist ihm auch gut gelungen. Der Bläsersatz verwirrt mit weit auseinander liegendenden Stimmen, die kontrastreich gegeneinander laufend und wieder zur Einheit verschmelzen. Die unruhigen Solis fügen sich in das Gesamtbild ein.
Ein weiterer Glanzpunkt der CD ist "Let It Go", ein unruhiges Midtempo-Stück mit einem hervorragenden Thema, welches die Bläser mehrstimmig ständig wiederholen. Darüber hinaus umspielen sie es aber noch mit kurzen Improvisationen. Der Mittelteil nimmt das Tempo durch eine Art Halftime-Tempo wieder heraus. Hier kann Randy Brecker ein paar Takte länger solieren.
Viele Songs aber plätschern so dahin, ohne wirklich aufhorchen zu lassen. Sicherlich findet alles auf einem hervorragenden technischen Niveau statt und die Improvisationen lassen bei genauem Zuhören die große Klasse der Musiker erkennen, doch vieles berührt einen nicht wirklich. Nach einer gewissen Zeit gehen die Gedanken in andere Richtungen und man fragt sich: Läuft eigentlich noch "Streeange", "Shanghigh" oder hat schon "All 4 Love" angefangen?
Das funkyge "Give It Up", bei dem Fred Wesley ein Posaunen-Solo spielt, reißt auch nicht so richtig vom Hocker. Ein Grund mag der vermehrte Einsatz des Drumcomputers sein. Menschen in der Rhythmusgruppe hätten dem Song eventuell mehr Energie gegeben.
Randy Brecker hat eine CD veröffentlicht, die gewohnten Fusion bietet, dabei aber nicht viele Akzente setzt. Musiker mit großen Fähigkeiten improvisieren auf technisch hohem Niveau, ohne aber in den meisten Songs interessante Geschichten zu erzählen oder eindringliche Gefühle zu vermitteln.
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