laut.de-Kritik
Viel vor, nix dahinter.
Review von Philipp Kopka"Bei Technik-Fragen, Tech Nick fragen!" Oder eben Rapsta. Der hätte sich in der Werbung des bekannten Elektrofachhandels mit dem Planeten im Namen sicher auch nicht schlecht gemacht. Dass der Stuttgarter einen Laptop rebooten oder dir die Waschmaschine korrekt anschließen kann, will ich gar nicht anzweifeln, sein ausgewiesenes Fachgebiet liegt aber eher in der Sprechgesangs-Technik. Double-, Triple-, oder sogar Quadrotime? Alles kein Problem für den 24-Jährigen.
Sein souveräner Flow war es wohl auch, der ihm vor gut drei Jahren einen Majordeal einbrachte. Obwohl Rapsta laut eigener Aussage schon seit zehn Jahren Musik macht, hatten ihn vor seinem "Koma"-Video wohl die wenigsten auf dem Schirm. Das reichte Warner aber, um dem Stuttgarter einen Vertrag unter die Nase zu halten. "Ihr Schweine habt mich alle unterschätzt, aber jetzt geht's los / Und keiner kann mehr sagen ich bin whack".
Was seine Reimtechnik angeht, mag Rapsta da ja durchaus Recht haben. Da sitzt nicht nur jede Silbe on point, der Stuttgarter entwickelte mit Stimmeinsatz und Betonung auch einen eigenständigen Flow. Auf den ersten Blick scheint also Rapstas durchgehend großspuriges Gehabe gar nicht mal so übertrieben. Spätestens bei der dritten oder vierten Anspielstation stellt sich aber die Frage: Kommt da noch was?
"Will Mucke machen, die es noch nie gab", heißt das ambitionierte Zeil des Newcomers. Von der heiligen Dreifaltigkeit aus Beat, Text und Delivery überzeugt aber höchstens letztere.
Das Produzententeam um Dinorado manscht in einem Trap-Einheitsbrei mehr schlecht als recht alles zusammen, was gerade so durch die Soundcloud-Kanäle in den USA geistert und schafft damit genau das Gegenteil: Statt neuen, spannenden Sounds grüßt hier eintönige Langeweile. Schlimmer noch: Ab und an quietschen die Synthies wie bei "Kein Stress" so penetrant aus den Lautsprechern, dass Olli Banjos unmotivierter Part fast schon untergeht.
Wenn Style und Delivery im Vordergrund stehen, leidet darunter bekanntlich oft die Themenvielfalt und selten sollte man die Erwartungen in Sachen Storytelling oder textlicher Brillanz allzu hoch schrauben. Kollegen wie Lance Butters beweisen ja immer wieder, dass der angestaubte Begriff des "Stylers" immer noch funktioniert.
Der Vergleich mit dem Maskenrapper passt zumindest in der Grundeinstellung: Beide zelebrieren in ihren Tracks meist Ignoranz und Oberflächlichkeit. Während ein Herr Butters diese Schiene aber konsequent fährt und dadurch ein rundes Gesamtbild zu Stande kommt, baut Rapsta auf "Ah!" immer wieder Stolperfallen ein. Wenn dann dazu die schlichten Erzählungen über Majordeals, "Money" und Bitches irgendwann unfreiwillig komisch wirken, geht die zuvor durchaus vorhandene Lässigkeit völlig verloren. "Menschen sind gierig und bringen einen öfter zum Weinen als Zwiebeln" heißt es etwa auf "Unter Wasser", dem pseudo-emotionalen Tränendrüsen-Track des Albums.
Schlimmer gerät da fast noch "Cocktail", das auf peinlichste Art und Weise versucht, das Liebesspiel mit Longdrink-Metaphern zu umschreiben: "Wie es mich heiß macht, wenn du das Ice crushed / Saug an dem Cock – Tail, denn es ist Freitag / Ich will kein Caipi, Long Island Ice Tea / Ich will nur Sex On The Beach und du weißt wie / Du ihn schütteln musst, shake shake". Remoe macht es in der Hook auch nicht gerade besser: "Leiste dir Gesellschaft, Baby, dann bist du nicht so allein / Baby, ich steck dir meinen Strohhalm rein und dann sind wir ein Cocktail". Solche lyrischen Entgleisungen verhindern, dass man Rapsta abnimmt, was er sich selbst nur allzu gerne zuschreibt: Die smoothe Coolness, die nun mal nötig ist, um das übersteigerte Selbstbewusstsein nicht als reines Posertum zu entlarven.
Mit fast einer Stunde Spielzeit zieht sich "Ah!" zudem viel zu lange und gerät dadurch mehr und mehr zur Geduldsprobe. Der rote Faden fehlt, konzept- und profillos eiert Rapsta von einem inhaltslosen Track zum nächsten. Sein Debüt wirkt in keiner Sekunde stimmig, sondern eher wie ein wild zusammen gewürfeltes Best Of-Mixtape seiner bisherigen Schaffenszeit. Wenn das schon das Beste ist, was der Neuling zu bieten hat, wird es noch einer weiter Weg, will er wirklich "dahin wo noch keiner war".
6 Kommentare mit 12 Antworten
Ungehoert 1/5, weil Stuttgart und deshalb definitiv Muellauge.
Rezi von Icy kommt noch?
Och, muss jetzt nicht sein. Scheint ja einfach komplett uninteressant zu sein und Hype durch Beefs, Interviews oder Youtube-Klicks gibt's auch nicht. Mal sehen, wann die Reihe fortgesetzt wird...
doch, doch icy zerberste ihn bitte. anwärter auf den lauch des jahres und was treibt craze eigentlich, wenn sich sojemand immer noch ungestraft in stuttgart aufhalten darf?
Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.
Habe mir nun zumindest mal den Titelsong bei Youtube "gegönnt". Dieses austauschbare Technik-Gewichse kann ich mir aber echt überhaupt nicht antun. Mit seinem Lauch-Status könntest du allerdings locker recht haben, wirkt auf mich ein wenig wie ein hyperaktiver Trap-Franky-Kubrick. Da sehnt man sich doch glatt nach den gar nicht so alten Zeiten zurück, als sich ein Fler noch darüber aufgeregt hat, dass Deutschland Trap nicht versteht...
craze macht das ländle zu
Technisch einwandfreier Spitter! Aber Trap ist halt Geschmacksache und fast so ausgelutscht wie Autotune. Für Deutschrap-Verhältnisse aber schon passabel gebitet.
Ich hör mal rein, Banjo-Feature ist auch ein Plus (außer er hat mal wieder gelangweilt seinen Part eingerappt )
Passabel gebitet???
Den (Ami-)Trap-Style, meine ich
Das Banjo-Feature kannst vergessen, leider. Da kommt nix mehr, ich glaub langsam echt, dass der durch ist.
Hat schon was, aber es fehlt an Ecken und Kanten.
Du findest auch aus Prinzip Alles gut, was scheisse ist, oder?
Ja.
War klar.
Hälst du denn Smudo auch für einen begnadeten Spitta?
kann mit dem blümchen-rap um die 2000er Jahre überhaupt nichts anfangen. Lieber Olson oder Orsons.
ungehört 1/5
... das ist doch nicht euer Ernst!! Rapsta ist einer der besten Rapper Deutschlands... Wenn man Trap nicht feiert ist es zwar Geschmackssache, aber Flow, Technik und Inhalt sollten voll und ganz von ihm überzeugen. Ich fand Album wirklich krass, auch wenn es ehr wie ein Mixtape wirkte trotzdem Rapsta ist Bombe!!