laut.de-Kritik
Schönes Gegenstück zu den üblichen leidigen Sammelboxen.
Review von Sabrina FrancoEs dürfte die wenigsten Zeitgenossen überraschen, dass auch Mr. Ray Charles eine Sammlung unveröffentlichter Songs in seinen Studioräumen hinterließ. John Burk, Produzent seines letzten Studioalbums "Genius Loves Company", traf aus Hunderten von Songs eine vortreffliche Auswahl, die den Eindruck eines zusammen hängenden Albums vermittelt.
Die Lieder wurden zwischen den 70er und 90er Jahren aufgenommen und befanden sich in verschiedenen Stadien, von unfertigen Demos bis zu fertigen Aufnahmen. Also tat Burk, was man in solchen Fällen tut: Er ließ die Tracks von Studiomusikern vollenden und versuchte dabei, so gut wie möglich im Sinne des Komponisten zu handeln.
Dies ist ihm durchaus gelungen. Der Opener "Love's Gonna Bite You" ist eine Aufnahme von 1980 und überzeugt mit coolen, groovigen Arrangements. Das folgende "It Hurts To Be in Love" stammt etwa aus der gleichen Zeit und ist eine klassische Soul-Blues-Nummer mit tollen Bläsern und einnehmenden Lyrics ("The fire that burns deep down in me / the pleasure of pain that aches constantly / that's love, baby!").
"Wheel of Fortune" steht in der klassisch-romantischen Tradition von Ray Charles-Songs wie "Georgia On My Mind". Als Album-Highlight steht das mit einem leichten 70er Jahre Funk-Groove ausgestatteten und bereits vor Charles' Tod vollendeten "I'm Gonna Keep Singing" etwas über dem Rest. Der Track könnte auch aus Stevie Wonders Feder stammen.
Besonders gespannt durfte man auf das Johnny Cash-Duett "Why Me Lord" sein, einer Coverversion von Kris Kristofferson. Cash übernimmt hier die Lead Vocals, die Charles mit Gospel-Gesang und einem funky elektrischen Piano begleitet.
Somit ist das sorgfältig kompilierte Album "Rare Genius: The Undiscovered Masters" so etwas wie das Gegenteil der leidigen CD-Sammelboxen verstorbener Künstler. Sollte Produzent Burk demnächst noch weitere Charles-Perlen ausfindig machen, muss einem um das Ansehen des Jahrhundertkünslers kaum bange sein.
1 Kommentar
Liebe LAUT-Redaktion
Ich frage mich, wieso zur Hölle nicht ein schlechtes Wort in der Review fällt, und es nur 3 Punkte gibt. Bitte um Erklärung. Aber wies um den Laden mittleriwele bestellt ist, kann ich da wohl lange drauf warten.