laut.de-Kritik
America's Most Blunted bietet altbewährten Hip Hop im Funkgewand.
Review von Stefan JohannesbergReggie Noble aka Redman aka The Funk Doctor Spot legt mit "Malpractice" bereits sein sechstes Album in neun Jahren vor. Seit seinem Erscheinen im Jahre '92 gilt der charismatische Emcee als Everybodys Darling der Rapszene. Harte Ghetto-Ruffnecks bewundern seine Coolness, Underground-Hip Hopper stehen auf seinen lyrischen Skills, und Frauen lieben seinen humorvollen Charme. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass seine fünfte Soloplatte wieder in die Top Ten der Billboard-Charts einstieg.
Wenn man sich jedoch mal in diverse amerikanische Hip Hop-Foren begibt, so wird sein neuester Output trotz Charterfolg eher kritisch betrachtet. Besonders Rap-Legende und Redman-Produzent Erick Sermon bekommt sein Fett weg. Sermons funkige Cypher-Beats seien einfach zu eintönig, und er entwickele sich nicht weiter, heißt es da nicht selten. Und genau unter diesen Makeln leidet "Malpractice". Zu ausgelutscht und zu oft benutzt wirken die groovenden Synthi-Sounds. Aber auch Redmans eigenes Producertalent Da Mascot sowie Da Rocwilder machen es zum Teil nicht besser. Da Rocwilder zum Beispiel nervt mit seinen übertriebenen Future-Rythmen, wie bei der ersten Single "Let’s Get Dirty" oder bei "Whut I’ma Do Now". Manche Headz siedeln die Stücke sogar schon im Techno-Millieu an.
Doch halt mal, stopp. Genug der bösen Kritik eines enttäuschten Fans. Es gibt auch Lichtblicke am Redman'schen Rap-Horizont. Seine Skills sind wie immer über jeden Zweifel erhaben und ein paar Tracks sind auch musikalisch durchaus hörbar. Als da wären das mit einem schönen George Clinton-Gitarrensample unterlegte "Diggy Doc", die Hymne "Real Niggaz" das schnelle "Enjoy Da Ride" und das dramatische, clubtaugliche "Dat Bitch". Auch "Bricks Two" und "Soopaman I" gehen dank melancholischer Tiefe in Ordnung. Wer jetzt denkt, dass hier doch immerhin stattliche sechs Songs auf der Habenseite stehen, und so eigentlich eine bessere Kritik angebracht gewesen wäre, dem sei gesagt, dass abzüglich der Skits noch ganze elf Langweiler übrig bleiben. Zu viel für meinen Geschmack.
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