laut.de-Kritik
Die Hamburger sorgen für mächtig gute Laune ...
Review von Michael EdeleJa, Freunde der bierernsten Mucke, lest mal bis hierhin und nicht weiter, denn Trübsal blasen oder tiefsinnig philosophieren könnt ihr wo anders. Wer hingegen gerne mal ein Grinsen im Gesicht hat und auf Spaß aus ist, der sollte Augen und Ohren gen Hamburg richten. Von da kommen nämlich Reimzig und sorgen mit ihrem "Rogg'n'Rohl Azubi" für mächtig gute Laune.
Scheiß auf irgendwelche musikalischen Schubladen, von Reimzig gibt es coole Grooves mit deutschem Sprechgesang geboten, der mal mit mehr, mal mit weniger fetten Klampfen aufgemöbelt wird und den Fuß schnell zum wippenden Presslufthammer mutieren lässt. Schon der Opener haut mächtig auf die Kacke und rockt wie Sau, bevor sie für "Cowboy" zur Flasche greifen und ein smoothes Bottelneck-Lick zum Besten geben. Der nächste Rocker, der beinahe schon Nu Metal-artige Kost bietet, ist "Ich Will", doch im Gegensatz zu den ganzen Heulsusen, die immer nur jammern, wie sehr ihnen das Leben doch in den Arsch kneift, setzen Reimzig lyrisch auf Trotz und sagen: "Jetzt erst recht!".
Aus dem Rahmen fallen textlich einerseits "Weit Hinten" da sich das ruhige Stück doch relativ ernst mit dem Thema Loser auseinandersetzt, und "Der Moment", da auch hier die (Selbst-)Ironie eher im Hintergrund bleibt. Musikalisch sprengt die Single "Schaumama" die meisten Grenzen, immerhin kommt das Teil recht dub-lastig rüber. Mit "Tschüss" gibt's dann noch einen kräftigen Seitenhieb an die Diss-Fraktion der Hip Hop-Szene, bevor der eigentliche Rausschmeißer "Alles Getan" klar macht, was 'ne Band für ihr Publikum tun sollte ("Wir haben Base mit Säure gemischt, nur um mal zu sehn, wie es ist, auf der Bühne in Flammen aufzugehn"). Warum "Anders" dann noch hinter den Song gestellt wurde, leuchtet mir zwar nicht ganz ein, aber is ja auch egal.
Der Sommer ist zwar vorbei, und eigentlich wird es langsam Zeit für eine gepflegte Herbstdepression. Wenn man sich den "Rogg'n'Rohl Azubi" aber in den Schacht schiebt, muss man den Arsch schon sehr zusammen kneifen, damit einem die Sonne da nicht raus scheint. Von wegen Azubi - Meisterprüfung bestanden!
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